dmexco 2015: Volle Hallen – spannende Inhalte
Heute eröffnete die dmexco 2015 in Köln. Man wolle Brücken bauen, erklärt Christian Muche, dmexco-Macher: Brücken zwischen alter und neuer Wirtschaft, Marketing und Technik, Konsumenten und Marken oder Kultur und Kontinenten. Die Congress Hall bis auf den letzten Platz besetzt. Der ein oder andere Laptop noch zu sehen, aber eines fällt auf: Es sind weniger Tablets oder Smartphones als in den vergangenen Jahren bei den Vorträgen an und die Zuhörer hörten intensiv zu als Sir Martin Sorell von WPP seine Strategien für die Zukunft vorstellte oder Gabor Steingart live sein Morning Briefing im Morning Talk mit Thomas Ebeling von ProSieben Sat.1 Media gab.
Das Foto zeigt Sir Martin Sorell von WPP
Die dmexco wächst
Die Messe platzt aus allen Nähten. 881 internationale Aussteller haben in Köln einen Stand aufgebaut. Das seien 10 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Über 500 Sprecher tragen vor oder diskutieren mehr als 200 Stunden auf sechs Bühnen. Entsprechend war der Andrang und in den Hallen herrschte dichtes Gedränge. Der dmexco merkt man den Schub an, den die Digitalisierung bringt und immer stärker vermischen sich auch E-Commerce Anbieter und ihre Dienstleister mit Medienanbietern. Das da was zusammenwächst lag zwar schon immer in der Luft, aber auch große Medienanbieter wie ProSieben Sat 1 Media sehen in der Verschränkung Chancen.
Wo wachsen die Märkte, Sir?
Sir Martin Sorell von WPP, der größten Marketing und Kommunikations-Agenturgruppe sieht die größten Marktchancen in den nächsten Jahren in China, Indien und Südamerika und dort etwa in Länder wie Brasilien und Kolumbien. Er sprach sogar von G2 und meinte USA und China.Viele Themen die Sorrell anschnitt kamen den Branchenexperten sicher nicht völlig brandneu vor, aber sein globaler Blick auf Unternehmen und ihre Strategien war dennoch sehr interessant. Als eine besondere Herausforderung für die Branche sieht Sorell die Förderung und Bindung von Talenten in Zeiten des demographischen Wandels.
Den Mediamix ausbalancieren
Sorell sprach sich für einen ausbalancierten Mediamix aus und verteufelte weder alte noch neue Medien. Nüchtern stellte er fest, dass neueste Untersuchungen von KPBC aus den USA zeigten, dass zwar Printprodukten weniger Zeit gewidmet werde mit 4 Prozent, dafür aber die Mediaspendings mit 18 Prozent nach wie vor sehr hoch seien. Ein Trend, den man zwar nicht so extrem ausgeprägt wie bei Printprodukten auch bei anderen klassischen Medien sehe. Im Internet ist das Verhältnis nahezu ausgeglichen, während mit Mobile die Menschen zwar 24 Prozent ihrer Zeit verbrächten, aber nur 8 Prozent der Mediaspendings untergebracht würden. Hier darf man daher von einem kräftigen Wachstum ausgehen. Aber Sorell warnte davor dies so einseitig zu betrachten. Denn die Frage sei doch auch, welche Reaktionen Mediaspendings bei Konsumenten auslösten. Und hier liege die Zeitung einer kanadischen Studie von Newspapers Kanada zu Folge, weit vor der Zeitung, dem Fernsehen, Online News und dem Radio. Banner in anderen Kanälen dagegen schnitten unter dem Durchschnitt ab, wie etwa Magazine, Internetanwendungen oder Banner.
Sorells Vortrag beschäftigte sich auch intensiv mit Unternehmensstrategien. Neben ihrem globalen Engagement sollten Unternehmen, auch das lokale Umfeld stärker in den Fokus nehmen und dort nach Partnern suchen, als nur in Regionen zu denken. Den höchsten Shareholder-Value erreichten Unternehmen, denen ein besonders starker Markenaufbau gelinge.
Plädoyer für das Ernstnehmen des Lesers
Im Morning Talk zwischen Gabor Steingart, Handelsblatt Publishing Group und Thomas Ebeling von ProSiebenSat.1 Media, drehte sich alles um Inhalte und deren Vermarktung. Steingart hielt ein flammendes Plädoyer dafür den Leser ernst zu nehmen und erntete Zustimmung bei der Aussage, die seien nicht dümmer als Journalisten, sondern teilweise sogar klüger, vor allem, wenn es um deren eigene Themen gehe. Alleine das Morning Briefing von Gabor Steingart erreiche mittlerweile 600.000 Menschen. Das Handelsblatt habe zudem 15.000 Digitalpässe abgesetzt. Steingart setzt auf den Dialog mit den Lesern analog und digital mit seiner Initiative Handelsblatt live. Steingart will den Journalismus neu definieren, der für ihn eben nicht mehr Oberlehrerhaft sein dürfe, sondern eine Symbiose mit dem Leser eingehen müsse. Es gehe um Communities, die man erreichen und pflegen müsse. Daher gebe es auch Handelsblatt live als Plattform mit Veranstaltungen auf denen sich von 300 bis durchaus 2.500 Menschen treffen. Leser seien für ihn auch keien Abonennten mehr, sondern Partner und Teil des Mediums, dass aber auch Leitmarke für diese sei.
Steingart ist sich aber auch sicher, dass die Medienmarken immer stärker ihre klassischen Darreichungsformate verlassen werden. So könne er sich vorstellen, dass in Zukunft die Zeitung auf dem Sofa projiziert sei. Die Menschen werden News den ganzen Tag konsumieren. Es sei doch auch einem Mike Jagger egal ob seine Musik auf einer Vinyl-LP, einer DVD oder einem Onlinestore gehört werde. Wichtig sei doch der Inhalt. Daher sei es für den Journalismus wichtig dicht an den Quellen zu sein und an den Lesern.
Medien vom Konsumenten aus denken
Auch Ebeling machte deutlich, dass man bei ProSiebenSat.1 Media stark vom Konsumenten aus denke und neben dem linearen Fernsehen in Lifestyle Kanälen für Zielgruppen denke. Hier wolle man auch immer E-Commerce-Angebote integrieren und sich auch so lokal behaupten. Im Bereich Startups sei man immer auf der Suche nach Partnern, die vor allem von TV-Werbung in der Startphase profitieren würden. Auch Ebeling glaubt daran, dass sich Medien immer stärker personalisieren müssen.
Schon am Mittag war der Andrang so stark, dass Wartezeiten bei einzelnen Seminaren bestanden und sich vor dem Zugang zu Seminaren oder Blogger Area lange Schlangen bildeten. Die dmexco ist auch morgen noch in Köln geöffnet.