Die Digitalisierung der Medien – Chance nicht Risiko
Fangen wir mit der positiven Nachricht aus der Studie des Digitalverbandes Bitkom mit dem Titel „Digitalisierung der Medien“*, die vor wenigen Tagen erschien, an: 94 Prozent der Medienunternehmen sehen eine Chance in der Digitalisierung und nur vier Prozent ein Risiko. Und es gibt eine weitere positive Nachricht für Medienunternehmen: Die Bereitschaft für journalistische Inhalte im Netz Geld auszugeben steigt. Dies, so der Branchenverband, habe eine repräsentative Umfrage unter Internetnutzern ab 14 Jahren ergeben. Die Zahlen werden sicher noch nicht zu spitzen Jubelschreien in den Medienhäusern führen, aber sie zeigen eine Tendenz, die Verleger, Publizisten und Journalisten in ihre strategischen Überlegungen einbeziehen sollten und müssen.
Zahlungsbereitschaft für Online-Journalismus steigt
36 Prozent, so die Studie der Bitkom, haben in den vergangenen 12 Monaten Geld für Nachrichten und andere journalistische Inhalte ausgegeben. Das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Warum sind es immer noch so wenige? Die Studie belegt, dass die meisten Angebote noch umsonst sind, denn zwei Drittel der Leser nennen dies als Grund, warum Sie noch nicht bezahlen. Bitkom-Vizepräsident Achim Berg wird mit den Worten zitiert: „Ein gutes journalistisches Angebot lassen sich die Nutzer auch im Internet etwas kosten.“ und ergänzt „Medienunternehmen brauchen zusätzliche Erlösquellen, um die digitale Transformation vorantreiben zu können.“ Nur einem Drittel sind die bereits am Markt bestehenden Angebote zu teuer. Eine verschwindende Rolle spielt mittlerweile der Fakt, dass der Leser- oder Zuhörerschaft die Zahlmethoden zu kompliziert seien.
Starke Konkurrenz durch Content Marketing
Aber noch einmal zurück zur Digitalisierung von Medien und Medienarbeit. Nur 40 Prozent der Medienunternehmen, die journalistische Inhalte produzieren, glauben daran, dass in 10 Jahren redaktionelle Texte von Robotern gefertigt werden. Aber immerhin 87 Prozent glauben, dass Medien ihr Kerngeschäftsfeld ausweiten und weitere Dienste anbieten werden müssen. Dabei sehen die Häuser eine deutliche Zunahme der Konkurrenz, etwa durch Unternehmen, Parteien oder NGO´s. Denn die publizieren zunehmend wie Medienhäuser und das nicht nur auf Social-Media-Kanälen, sondern sowohl in Print, wie Online und entwickeln eigene Content Marketing Studien. Allerdings sieht ein Drittel der Medienhäuser im Corporate Publishing eine wichtige Einnahmequelle auch noch in 10 Jahren. 64 Prozent der Medienhäuser glauben sogar, ihre Deutungshoheit verloren zu haben. An Bedeutung gewinnen auf der Erlösseite digitale Werbung, digitale Verkaufserlöse, aber auch Crowdfunding oder Sponsoring.
„Fundierte Analysen, investigative Recherchen oder meinungsstarke Kommentare werden auch in Zukunft Markenzeichen von Qualitätsjournalismus sein.“ Bitkom-Vizepräsident Achim Berg
Mehr als die Hälfte bietet Inhalte noch kostenlos an
59 Prozent der von der Bitkom befragten Medienunternehmen bieten sämtliche Inhalte kostenlos an. 31 Prozent setzen auf Freemium, 15 auf eine Bezahlschranke und Schlusslicht ist das Metered-Model mit einer Beschränkung auf Menge und Zeit. Dabei sehen sich die Medienunternehmen unter einem starken wirtschaftlichen Druck. 90 Prozent der Verlage stellen fest, dass das klassische Instrumentarium Vertriebs- und Mediaerlöse nicht mehr ausreicht, um Printtitel nachhaltig zu finanzieren. „Online-Medien, Video-Streaming-Dienste und Internet-Radio werden in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen“, erläutert Berg angesichts der Ergebnisse zur Frage welche Mediengattungen in den nächsten Jahren an Bedeutung verlieren werden. Das Meinungsbild der Entscheider aus der Medienbranche ist klar: An Bedeutung gewinnen Online-Medien, Streaming Dienste, Internet-Radio und Fachmagazine. Einen Bedeutungsverlust erwarten die Medienmanager bei den Wochenzeitungen, dem klassischen Fernsehen, den Zeitschriften und vor allem bei den Tageszeitungen.
* Die Studie wurde im Auftrag der Bitkom von Bitkom Research durchgeführt. Befragt wurden 148 Manager aus Medienunternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern. Die Bitkom erklärt, dass die Studie für die Medienbranche repräsentativ sei. Dazu wurden 1.023 Internetnutzer ab 14 Jahren befragt.