Pionier für's Papier
Ein Interview mit dem renommierten Papierhersteller und europäischen Marktführer für grafische Recyclingpapiere, Steinbeis.
Die Steinbeis Papier GmbH und Schaffrath verbindet seit Jahren eine enge Partnerschaft. Worauf fußt diese?
Wie in vielen Partnerschaften geht es vor allem um Vertrauen und Beständigkeit. Und hier besteht ein besonderes Vertrauensverhältnis. Wir wissen um die Qualitäten und Benefits von Schaffrath und sie auch um unsere. Smarte und zeitgemäße Drucklösungen lassen sich nur im perfekten Zusammenspiel von Druckerei und Papierhersteller realisieren. Für Druckereien ist es immer wichtig, dass Papierlieferanten die erforderlichen Kontingente bedienen können und das Material für die drucktechnische Umsetzung kompatibel ist. Weiter ist die Planbarkeit ein wichtiger Faktor. Wir gewährleisten hohe Liefersicherheiten, was gerade im vergangenen Jahr nicht immer selbstverständlich war. Hinzu kommt, dass hier zwei mittelständische Unternehmen kooperieren, keiner der Beteiligten muss auf große Konzernstrukturen Rücksicht nehmen. Das bedeutet schnellere Kommunikationswege und viel Flexibilität in den Entscheidungsprozessen. Letztlich dient ein Teamspirit, wie ihn Steinbeis und Schaffrath in der Zusammenarbeit verkörpern, als Motor für die Entwicklung von Neugeschäft, aber eben auch zur nachhaltigen Stärkung der Zusammenarbeit mit Bestandskundinnen und -kunden, die ihre Zeitschriften und Magazine schon heute auf Steinbeis-Papier drucken lassen.
Die Herstellung Ihres Papiers ist gerade im Kontext der Nachhaltigkeit spannend. Was zeichnet es aus?
Für Recyclingpapier von Steinbeis Papier wird kein einziger neuer Baum gefällt, da zur Herstellung 100 Prozent Altpapier verwendet werden. Insofern ergibt sich für Nutzerinnen und Nutzer von Recyclingpapier, dass sie mit ihrer Entscheidung zum Wohle der biologischen Vielfalt, zu einer Verminderung der negativen Landnutzungs-bedingungen und letztlich zum Klimaschutz beitragen. Und Steinbeis Papier erzielt beachtliche Einsparpotenziale: Mit der Umstellung auf Recycling-papier von Steinbeis werden bei der Herstellung im Vergleich zu herkömmlichem Frischfaserpapier 100 Prozent Holz, 73 Prozent Energie, 79 Prozent Wasser und 42 Prozent CO2-eq.-Emissionen eingespart.
Besagte Altpapiere werden von Steinbeis zum Re-und Upcycling vorwiegend aus der Region beschafft. Im De-inking-Verfahren werden in zwei aufeinanderfolgenden Kreisläufen Druckfarben hocheffizient entfernt. Hierbei kommen kein Chlor oder halogenierte Bleichmittel zum Einsatz und es gibt die klare Begrenzung und den Ausschluss bestimmter Chemikalien bei der Herstellung gemäß Blauem Engel. Alle Hilfsstoffe müssen außerdem nach der XXXVI-Empfehlung (Lebensmittel und Bedarfsgegenständegesetz des Bundesinstitutes für Risikobewertung BfR) zugelassen sein. Die aufbereiteten Altpapierfasern gelangen im nächsten Verfahrensschritt zu den entsprechenden Papiermaschinen. Nach der Trocknung wird je nach Papierart das Papier gestrichen oder geleimt. Das gefertigte Recyclingpapier wird in der Ausrüstung bedarfsgerecht zu Rollen oder Formaten verarbeitet, konfektioniert, verpackt und für den Versand vorbereitet.
Steinbeis setzt auf Kreislaufkonzepte
Steinbeis Papier setzt hier konsequent auf Kreislaufkonzepte, die eben besonders ressourcenschonend und energetisch sparsam und effektiv gestaltet sind. Wir kümmern uns ganzheitlich um die Papierentsorgung, -verwertung und -herstellung. Steinbeis Papier betreibt am Standort Glückstadt zudem ein hochmodernes eigenes Kraftwerk. Innovative Wirbelschichttechnologie und Kraft-Wärme-Kopplung decken 100 Prozent der benötigten thermischen Energie in Form von Dampf und 50 Prozent der benötigten elektrischen Energie. Zum Einsatz kommen Ersatzbrennstoffe sowie geringe Mengen Reststoffe aus der Produktion. Steinbeis Papier arbeitet weitgehend in geschlossenen Wasserkreisläufen: Während der Produktion wird das Wasser immer wieder gereinigt und aufbereitet. Die werkseigene, vollbiologische Abwasseranlage rundet das Ganze ab. Reststoffe werden unmittelbar eingesetzt und dem Kreislauf wieder zugeführt: Beispielsweise eingedickte Papierfaserschlämme aus der Produktion helfen bei der Energiegewinnung. Die entstehende Asche dient als Rohstoff für den Straßenbau.
Sie sind damit ja ein regelrechter Pionier für Papier, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Nachhaltigkeit ist unsere Unternehmens-DNA und nachhaltiges Handeln trägt dazu bei, die Umwelt zu schützen und die negativen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf die Natur zu minimieren. Steinbeis Papier will einen Beitrag zur Bewahrung der Umwelt leisten und damit auch langfristig die Grundlage seines Geschäfts sichern. Und wer nachhaltig handeln will, muss in Kreisläufen denken. Wir sind stolz darauf, dass wir für Steinbeis Papier schon seit einigen Jahren eine Verwertungstiefe von 100 % haben und nichts auf die Deponie muss.
Für immer mehr Einkäufer und Konsumenten sind Nachhaltigkeit und die Senkung des Carbon Footprint von Bedeutung. Recyclingpapiere mit dem Blauen Engel, wie sie in Glückstadt herstellt werden, kommen diesem Konsumbedürfnis entgegen und tragen dazu bei. Und letztendlich sind es dann unsere Kunden und Partner wie Schaffrath, die eben auch Wert auf nachhaltiges Handeln legen und dieses bei ihren Entscheidungen, mit wem sie kooperieren, berücksichtigen.
Das Unternehmen Steinbeis Papier im Überblick
- Das mittelständische Familienunternehmen wurde 1911 gegründet und beschäftigt rund 340 Mitarbeiter.
- Pro Jahr werden rund 300.000 Tonnen Recyclingpapier hergestellt.
- Bietet: Druck- und Kopierpapiere, gestrichene Offsetpapiere sowie Digitaldruck-und Etikettenpapiere.
- Steinbeis-Papiere sind mit dem Blauen Engel und dem EU Ecolabel ausgezeichnet.
- Im Branchenvergleich erzielt Steinbeis in der Produktion höchste ökologische Einsparwerte beim CO2-Ausstoß, beim Rohstoff-, Energie- und Wasserverbrauch.