Strategie
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Flattr Plus und Adblock Plus stellen Kooperation vor

Es ist „re:publica“ Woche im Jahr 2016. Das Kölner Unternehmen Eyeo gibt den Adblocker Adblock Plus heraus. Der ist nicht unumstritten, Verlage wehren sich gerichtlich, aber auch mit dem Aussperren von Internetnutzern, die die Software angeschaltet haben, in dem sie ihnen den Zugang zu ihren Website-Inhalten verschließen, wie etwas Springer oder Gruner & Jahr. Und es gibt den Micropayment-Spendendienst Flattr, der rund 40.000 Nutzer haben dürfte.Diese Nutzer können Artikel auf Websites die ihnen gefallen, mit Mikrospenden unterstützen können. Eyeo und Flattr kooperieren nun.

So soll das System funktionieren

So war es bisher: Der Flattr-Nutzer suchte sich eine Lieblingswebsite aus und spendete individuell für einen Artikel, der ihm gefallen hat. Mit Flattr Plus soll dies jetzt einfacher werden. Eines bleibt: Der Websitebetreiber und die Nutzer müssen sich bei Flattr Plus anmelden. Dann spendet der Nutzer einen von ihm festgelegten Betrag auf das Flattr Plus Konto. Der Nutzer surft seine Lieblingswebsites an. Dabei wird sein Verhalten von einem Tracking-System registriert. Dies soll festsstellen in welchem Verhältnis der Nutzer die Websites besucht hat. Hinterher wird nach einem Algorithmus umgerechnet und die dabei entstandenen Kleinstbeträge unter den teilnehmenden Websites ausgeschüttet.

Der Adblocker Adblock Plus von Eyeo blendet beim Surfen auf Websites mit Bannerwerbung diese aus, wenn der Nutzer das Add On installiert hat. In Deutschland ist dies jeder vierte Nutzer, nach einer Analyse von Sourcepoint und Comscore aus dem Jahr 2015. Nur Frankreich hatte damals eine noch höhere Quote. Adblock Plus hatte nach dieser Untersuchung im Jahr 2015 einen Marktanteil von 51 Prozent.

Die Idee der Kooperation zwischen Eyeo und Flattr ist es nun, dass Nutzer Geld spenden statt Werbung zu sehen und dieses den Content-Produzenten zu Gute kommt. Der „Guardian“ berichtet, dass beide Unternehmen Eyeo und Flattr mit je zehn Prozent am Umsatz beteiligt seien.

Wozu braucht Flattr eigentlich Eyeo?

Flattr bringt bisher seinen Mitgliedern keine üppigen Einnahmen. Kenner der Szener analysieren die Kooperation so, dass Flattr das Kölner Unternehmen Eyeo vor allem als Vertiebskanal nützen und Eyeo mitverdienen will. Es gibt auch erste Reaktionen. Der Zeitschriftenverband VDZ lehnt Flattr Plus ab. So wird Christian Röpke in der „absatzwirtschaft“ mit den Worten “Nach dem dubiosen Adblocker-Modell ist Flattr Plus nur der nächste, vollkommen unseriöse Ansatz von Eyeo, den kein Premium-Publisher in Deutschland in irgendeiner Weise unterstützen wird“, zitiert.

Es gibt Stimmen die Flattr Plus als „wettbewerbswidrig“ einstufen. Das Branchenblatt w&v hat dazu Experten befragt und dort sagt etwa der Sprecher des Online-Vermarkterkreis im Bundesverband Digitale Wirtschaft Oliver von Wersch: „Eyeo macht schon mit Adblock Plus seit jeher seinen Profit auf Kosten der Publisher, Vermarkter und Konsumenten – Flattr Plus treibt das nun auf die Spitze. Eyeo versucht damit ein weiteres Mal, Reichweite und Qualitätscontent zu vermarkten, obwohl sie nicht Urheber dessen sind.“

Auch andere Experten sehen das Modell als fragwürdig an. Vor allem die Finanzierung von aufwendig produzierten und journalistisch hochwertigen Inhalten dürfte sich über Micropayment-Lösungen nur schwer gegenfinanzieren lassen.

Hinterfragt wird auch die Kompatibilität des Systems mit geltenden Datenschutzbestimmungen und -richtlinien. Immerhin basiert das Geschäftsmodell darauf, das Nutzungsverhalten von Internetsurfern zu untersuchen und auszuwerten. Denn nach dem Surfverhalten des Einzelnen soll errechnet werden, welche Anteile an welchen teilnehmenden Publisher ausgezahlt werden. In einem Interview mit dem Magazin „c´t“ hat die PR-Managerin von Eyeo Laura Sophie Dornheim erklärt, man wolle nicht das gesamte Surfverhalten der Nutzer aufnehmen. Aber wie der Dienst technisch arbeiten soll, bleibt derzeit noch im Vagen.