Fake News – ein völlig neues Phänomen?
Sie sind die neuen Schlagworte im noch frischen Jahr: Social Bot oder Fake News. Sprechen wir heute über Fake News. Unter Fake News können wir uns ja alle etwas vorstellen, es sind falsche Nachrichten, die gestreut werden. Sie sind nicht neu und hießen früher in bestimmten Fällen Zeitungsenten. Neu ist, dass sie nicht von Multiplikatoren gestreut werden, sondern von jedermann losgetreten werden können. Einer der berühmtesten Fälle von Falschmeldungen durch Multiplikatoren, der übrigens noch gar nicht so lange her ist, war die Präsentation des „Stern“-Reporters Gerd Heidemann, der die „angeblichen Hitler-Tagebücher“ am 25. April 1982 auf einer Pressekonferenz in die Kameras hielt.
Dabei gilt es bei Fake News vor allem darin zu unterscheiden, ob diese als Nachlässigkeit oder bewusste Finte zu sehen sind. Denken wir ans Orakel von Delphi, das Ungeheuer von Loch Ness, den Yeti oder Ufo-Meldungen, so wird schnell klar, es gab sie schon immer. Auch die Politik nutzte sie immer wieder, wenn man sich an das berühmte Zitat von Walter Ulbricht erinnert, der kurz vor dem Bau der Mauer sagte: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ Wo liegt das Problem aber heute? Gab es früher klarere Abgrenzungen zwischen Medien, Werbung oder auch Propaganda, so verschwimmen heute die Grenzen immer stärker und das nicht nur sprachlich. So werden aus sozialen Netzwerken schon mal schnell soziale Medien, ohne die Begrifflichkeit von Medien zu hinterfragen.
Problematisch ist allerdings, dass heute die Verbreitung und Reichweite durch soziale Netzwerke mit einem Mausklick emporschnellen kann. Dies macht den Unterschied, denn gerade für Reichweite benötigte man in früheren Zeiten ein Medium. Auch technisch kann der Verbreiter von Fake News agieren, indem er seine Falschmeldung über mehrere Server verbreitet und dann die Algorithmen, diese als gesicherte Meldung weiter verbreiten. Dieses System prüft nicht den Wahrheitsgehalt des Inhaltes einer Nachricht. Besonders schwierig wird es für Leser und Nutzer zu unterscheiden, wenn sich die Falschmeldung sich mit dem Label Journalismus oder journalistisch etikettiert. Dies ist ein Verstoß gegen die Sorgfaltspflicht, aber der Leser oder Nutzer ist in der Pflicht zu prüfen ob eine Meldung oder Nachricht wahr oder falsch ist. Spannend ist hier die Frage nach den Betreibern der Plattformen, denn eigentlich sind diese in der Pflicht dafür zu sorgen, dass über ihre Netzwerke keine Falschmeldungen verbreitet werden können.
Prof. Dr. Jörg Schwartmann, Leiter der Kölner Forschungsstelle für Medienrecht, sagte im Interview mit „Inside Out“ der TH Köln: „Alle können als Blogger vielbeachtete Medieninhalte erzeugen, nicht nur Presse- und Rundfunkanbieter mit publizistischer Ausbildung, Erfahrung und Ethos. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass das, was für Journalisten und Juristen zum Handwerkszeug gehört, heute für jeden gilt, der Inhalte in Medien konsumiert und verbreitet: Nichts zu glauben, was man nicht geprüft hat.“ Für Medien gilt daher noch mehr als früher, Quellen zu prüfen, um dem eigenen Qualitätsanspruch gerecht zu werden.
Es gibt einen zweiten Aspekt, der Fake News so gefährlich macht. Wer seinen Nachrichten ausschließlich aus sozialen Netzwerken bezieht und keine persönliche differenzierte Medienrezeption nutzt, setzt sich der Gefahr aus in eine Filterblase zu geraten. Denn die Plattformen schlagen nur die Themen weiter vor oder filtern diese, zu denen man eine Affinität entwickelt hat oder die einem aus seinem eigenen Milieu – also Freundeskreis – vorgeschlagen werden. So kann es zu einer Scheuklappen-Medienrezeption kommen, bei der der Blick nach links und rechts fehlt. Diese Gefahren – Fake News und Filterblasen – müssen auch die Anbieter von Medieninhalten viel stärker berücksichtigen, ihren Lesern deutlich vor Augen führen und ihre Rezipienten für beide Themen sensibilisieren. Wer umfassend und gut informiert sein will, der muss dies auch im Jahr 2017 noch selbst organisieren und kann dies nicht alleine dem Algorithmus einer technischen Plattform überlassen und da bewahrheitet sich ein altes Sprichwort: „Wer suchet, der findet“.
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