Das Geheimnis der inneren Stärke – Resilienz
Die rasante VUCA Welt – Das Leben begegnet uns immer wieder mit besonders herausfordernden Situationen, die sich weder planen noch beeinflussen lassen. Manchmal ist ohne jede Vorwarnung plötzlich alles ganz anders, die Welt verändert sich heute in einem Tempo wie nie zuvor. VUCA – was für volatile (unberechenbar), uncertain (unsicher), complex (komplex) und ambigious (unklar) steht und zunehmend Stress beim Menschen verursacht – ist eine gängige Beschreibung für die Umstände der modernen Welt.
Die scheinbare Endlosschleife neuer Herausforderungen.
Die Bandbreite herausfordernder Veränderungen ist groß und reicht von weltbewegenden Themen wie der Coronapandemie oder dem Krieg in der Ukraine bis hin zu ganz persönlichen Dingen, wie Streit, Unzufriedenheit oder dem Verlust einer nahestehenden Person. Aber auch vergleichsweise banale Alltagssituationen, ein ausgefallener Zug oder ein Umzug in eine andere Stadt, können zeitweise sehr herausfordernd sein, für einige Menschen wiederum mehr als für andere. Nicht zuletzt hatten wir bei Schaffrath eine Cyberattacke, die uns ziemlich auf Trab gehalten und eine beträchtliche Summe gekostet hat. Die zunehmende Rohstoffverknappung und steigende Energiepreise kommen uns auch nicht grade zugute, um mal zwei herausfordernde Umstände aus unseren eigenen Reihen zu nennen.
Während manche von Unvorhersehbarkeiten des Lebens völlig aus der Bahn geworfen werden und ihrem Alltag nur noch mühsam nachkommen können, schaffen andere es, zuversichtlicher zu bleiben. Doch woran liegt es, dass wir so unterschiedlich auf Herausforderungen und Veränderungen reagieren? Klar, jeder Mensch hat seine ganz eigene Geschichte und verhält sich nun mal anders. Aber in diesem Kontext gibt es doch eine Fähigkeit, die einem in solchen Momenten in die Karten spielt – die Ausprägung von Resilienz.
Was bedeutet es, resilient zu sein?
»Resilienz« stammt vom lateinischen Wort resilire, was übersetzt »zurückspringen« oder »abprallen« heißt. Im Kern meint es die innere Widerstandsfähigkeit bei der Bewältigung von Krisen oder Schicksalsschlägen. Resilienzforscherin Ella Gabriele Amann bezeichnet Resilienz als »das Immunsystem unserer Psyche«. Es beschreibt also eine Art innere Überzeugung, mit der man es schafft, in schwierigen Lebenslagen darauf zu vertrauen, dass alles gut geht – oder zumindest irgendwann wieder gut werden wird. Einen resilienten Menschen lässt also nichts nachhaltig erschüttern und er schafft es, allen Widrigkeiten zum Trotz flexibel und dennoch bei sich selbst zu bleiben. Schon Charles Darwin sagte: »Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste, sondern diejenige, die am besten auf Veränderungen reagiert.« Doch was beeinflusst, wie resilient wir sind?
Das Geheimnis der inneren Stärke gelüftet.
Die gute Nachricht vorweg: Resilienz kann in jeder Lebensphase geübt werden. Sie bildet sich aus einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die zum Teil angeboren, aber zu einem großen Teil trainierbar sind. Die einzelnen Aspekte werden in der wissenschaftlichen Debatte zwar nicht überall gleich bezeichnet, meinen im Kern jedoch das Gleiche.
Die folgenden Grundhaltungen entscheiden über die Ausprägung von Resilienz eines Menschen:
1. Akzeptanz: Wer unbeeinflussbare Dinge akzeptiert anstatt dagegen anzukämpfen, nimmt sich den Wind aus den Segeln, macht sich selbst weniger Probleme und kann so mit mehr Leichtigkeit durchs Leben gehen. Das bezieht sich sowohl auf äußere Lebensumstände, aber auch darauf, sich selbst als Mensch mit seinen eigenen Makeln anzunehmen.
2. Bindung: Der Mensch hat ein Grundbedürfnis nach Beziehungen zu anderen Menschen. Soziale Unterstützung in Form eines stabilen Umfelds, auf das man sich im Ernstfall verlassen kann, ist ein zentraler Schutzfaktor im Umgang mit schwierigen Situationen. Empathie spielt in diesem Kontext eine entscheidende Rolle: Wer nachempfinden kann, was andere Menschen fühlen, kann ein tieferes Verständnis aufbringen und stärkere Bindungen aufbauen.
3. Lösungsorientierung: Es hilft niemandem wirklich weiter, Probleme bloß breitzutreten ohne dabei nach einer Lösung zu suchen. In stressigen, herausfordernden Situationen ist lösungsorientiertes Handeln entscheidend zur Stärkung der Resilienz – die anvisierte Lösung ist bestenfalls konkret, realistisch, erreichbar und steht im Einklang mit relevanten Werten der eigenen Person und des Umfelds.
4. Gesunder Optimismus: Wer mit einer optimistischen Einstellung durchs Leben geht wird von dem Vertrauen geleitet, dass sich alles zum Guten wenden wird, und ist häufiger in der Lage, auch schwierigen Lebenslagen etwas Positives abzugewinnen. Ein zentraler Faktor, um Optimismus zu stärken und negative Denkmuster abzutrainieren, ist das Praktizieren von Dankbarkeit.
Praktiken, die resilientes Verhalten fördern:
1. Selbstwahrnehmung: Mit einer gesunden Selbstwahrnehmung hören wir auf unsere Bedürfnisse, können besser auf uns Acht geben und unseren Zustand leichter verbessern. Achtsamkeit mit sich selbst bedeutet dabei auch, Impulse zu kontrollieren, um selbst gesetzte Ziele zu erreichen.
2. Selbstreflexion: Indem wir uns selbst aus einer Art Vogelperspektive von außen analysieren, lernen wir uns besser kennen. Wer Emotionen als einen Hinweis auf eigene Bedürfnisse versteht, kann das Verhalten besser zum Zweck des eigenen Wohlbefindens steuern. Persönliche Ressourcen können wir effizienter einsetzen, wenn wir sowohl Erfolg als auch Misserfolg realistisch einschätzen und aus Fehlern lernen.
3. Selbstwirksamkeit: Mit dem Bewusstsein, dass durch das eigene Handeln aktiv etwas verändert werden kann, liegt der Fokus in Krisen nicht auf Schuldigen sondern auf der Suche nach einem Ausweg. Wer sich an eigene Erfahrungen und Kompetenzen erinnert, hat in belastenden Momenten den Mut, stets auf das eigene Handeln zu vertrauen.
Überzeugend resilient.
Nun haben wir mit dieser »Anleitung« keine Garantie und werden wohl auch nicht von heute auf morgen alle Widerstände problemlos meistern. Doch hilft es, ein Bewusstsein für die relevanten Faktoren zu entwickeln und die eigene Widerstandsfähigkeit zu trainieren – denn resilient zu sein macht in unserer sich stets wandelnden Welt doch vieles leichter und schützt uns vor Überforderung, Burn-out und psychischen Problemen. Also, warum stärken wir nicht unsere Überzeugung für die eigene Gesundheit und ein glückliches Leben und üben uns ein wenig in Resilienz?
Resiliente Persönlichkeiten.
Wie vorteilhaft sich Resilienz konkret auswirken kann, zeigen einige bekannte Persönlichkeiten:
Samuel Koch beispielsweise hatte einen schweren Unfall in der ZDF-Sendung »Wetten, das…?« und kann seitdem weder Arme noch Beine bewegen. Seinen Lebensmut hat er trotz allem nie verloren, sich zurück ins Leben gekämpft und ist heute berufl ich und privat sehr erfolgreich.
Joanne K. Rowling lebte nach dem Ende ihrer Ehe am Existenzminimum und wurde mit »Harry Potter und der Stein der Weisen« zunächst von zwölf Verlagen abgelehnt. Sie gab jedoch nicht auf und wurde in den Jahren danach mit ihrer Buchreihe reicher als die Queen. Außerdem sehr resilient war der ehemalige US-Präsident
Abraham Lincoln, der drei seiner vier Söhne verlor. Er lenkte seinen Schmerz in Motivation und beendete mit der Abschaff ung der Sklaverei eine große Krise des Landes.
Quellen:
www.resilienz-akademie.com/sieben-saeulen-der-resilienz
www.business-wissen.de/artikel/ resilienzfaktoren-welche-eigenschaften-haben-resiliente-menschen