Abgeschafft!* – Annika Hartmann über Organisationsentwicklung
Manchmal muss man etwas abschaffen, damit Platz für Neues entsteht. Altes, Überflüssiges, Störendes, Belastendes über Bord werfen, damit man leichter weitergehen kann. Das tun wir hier verbal.
Die Arbeitswelt im Wandel
Die Arbeitswelt ist im Wandel, viele Unternehmen haben erkannt, dass den Mitarbeiter*innen im Unternehmen mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung gebührt. Denn mit demotivierten Mitarbeitenden kann man keine Kund*innen glücklich machen. Die Mitarbeitermotivation eines Unternehmens wird jedoch nicht, zusammen mit dem Rohertrag und der Umsatzrendite, monatlich bewertet. Sie ist nur schwer messbar und hat dennoch einen enormen Einfluss auf das Unternehmensergebnis. Doch steht die Mitarbeiterzufriedenheit immer im Verhältnis zur Führungsstrategie eines Unternehmens? Ich bin davon überzeugt, dass es so ist! Dass der gelebte Führungsstil ein Grund dafür sein kann, dass die Identifikation mit dem Unternehmen sinkt, Menschen sich nicht mitgenommen fühlen und die Arbeitsfähigkeit leidet.
Dinge bewusst abschaffen
Daher haben auch wir uns auf den Weg gemacht und einige Dinge hinter uns gelassen, sogar bewusst ABGESCHAFFT. Dazu gehören u. a. eine Top-down-Kultur, die mehrheitlich aus Handlungsanweisungen und Richtlinien bestand, eine Ideenfindung, die viel zu oft ausschließlich in der Chefetage ihren Anfang fand und die aus meiner Sicht völlig unnötigen Fragen zum gewählten Teilnehmerkreis einer Arbeitsgruppe. Warum jetzt der oder diejenige auch ohne Leitungsfunktion mit am Tisch sitzt und ein Wörtchen mitzureden hat.
Was haben wir stattdessen gewonnen? Eine Feedbackkultur, die durch offene Gespräche, Reviews und bereichsübergreifende Arbeitsgruppen immer weiterwächst, eine Kommunikation auf Augenhöhe, die gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung weiterentwickelt und fördert. Die Erkenntnis, dass es viel Mut und Kraft bedeutet, sich »auf den Weg zu machen«, sich aber jeder Einsatz dafür lohnt.
Was ist bei Veränderungen wichtig?
In welchem Rahmen finden diese Veränderungen statt? Es gibt ein paar Regeln, die für mich bei der Veränderung wichtig sind: Beziehe ich die Mannschaft mit ein, muss ich vertrauen und Verantwortung abgeben. Lasse ich die Mannschaft mitgestalten, muss ich einen klaren Rahmen der Möglichkeiten und die Ziele definieren und mit den Entscheidungen der Teams leben können. Es geht nicht darum, dass jede*r machen kann, was er möchte, sondern dass jede*r weiß, was er/sie beitragen kann und inwieweit er/sie am Erfolg des Unternehmens beteiligt ist. Es müssen Methoden entwickelt werden, die die interne Kommunikation fördern. Und ganz wichtig! Konflikte sind willkommen und müssen offen und wertschätzend ausgetragen werden. Jeder Konflikt ist eine Gelegenheit zur Verbesserung.
Wir gehen diesen Weg aus Überzeugung, auch obgleich wir wissen, wie steinig und lang dieser sein wird. Wir profitieren tagtäglich von einer langjährigen Betriebszugehörigkeit, was auch bedeutet, dass Veränderungen in der Denkweise und im Handeln nicht von heute auf morgen zu erwarten sind oder auch nicht von jeder/jedem mitgetragen werden. Davon ist auszugehen und sollte weder bedeuten, den Weg zu ändern, noch zu erzwingen. Was hier für mich entscheidend ist, sind viel Geduld und eine starke Kommunikation ins Team. Was wir brauchen, sind Menschen, die aus Überzeugung handeln und hinter ihren Entscheidungen stehen, und zwar auf allen Ebenen und in allen Bereichen des Unternehmens, um die erforderlichen Veränderungen erfolgreich umzusetzen. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit meiner Arbeit einen Teil zum Erfolg beitragen darf.