NICOLE KLASKI, WIE KÖNNEN WIR WENIGER LEBENSMITTEL VERSCHWENDEN? Wie selbstverständlich ständig verfügbare Lebensmittel und Ressourcen für uns in Deutschland sind, habe ich damals nach meinem Studium bei einer NGO in Nepal gemerkt. Dort gab es feste Zeiten für Elektrizität und sauberes Wasser. Das hat mich zum Nachdenken gebracht, zurück in Deutschland habe ich mich näher damit beschäftigt, wie viele wertvolle Ressourcen in Deutschland für die Lebensmittelproduktion verschwendet werden. Das Obst und Gemüse im Supermarkt ist nur ein Bruchteil dessen, was überhaupt produziert wird. Denn auf dem Weg dorthin wird schon extrem viel aussortiert, das kriegen wir als Konsument*innen natürlich gar nicht mit. Und daran knüpfen wir an: Bei The Good Food retten wir Lebensmittel, die nicht der standardisierten Norm entsprechen und in Supermärkten nicht verkauft werden können. Dreimal die Woche fahren wir zu Landwirten im Kölner Umland, um 120 Kisten krummes Obst und Gemüse einzusammeln, das wir dann mit einem CO2 neutralen Lastenrad auf unsere Standorte verteilen. Das »Zahl, was es dir wert ist« Prinzip ermöglicht uns das. In den letzten Jahren ist in unserer Gesellschaft bereits ein Bewusstseinswandel zu erkennen, beispielsweise ist Containern ein zentrales Thema geworden. Das ist zwar gut, für mich allerdings nicht diefinale Lösung – viel zielführender wäre es, wie in anderen Ländern auch, das Wegschmeißen der Lebensmittel zu verbieten. Wir haben bei The Good Food auch mittlerweile einen Bildungsauftrag, indem wir das Bewusstsein der Menschen für Verschwendung schärfen, nicht selten haben wir entsetzte Kinder in unseren Läden, die fragen: »Das wäre alles im Müll gelandet?« Auch machen wir so das verdrehte Bild von Obst und Gemüse in unserer Gesellschaft transparent, indem wir es so anbieten, wie es wirklich aussieht: nämlich dreckig und krumm, nicht poliert und perfekt. Das Engagement von rund 160 Ehrenamtlichen von jung bis alt ist toll, wir freuen uns immer über neue Menschen und helfende Hände, die sich uns anschließen wollen. Auch wenn schon ein Wandel stattgefunden hat, bedarf es in einigen Punkten noch Aufklärung zum richtigen Umgang mit Lebensmitteln. Hier ein kleiner Tipp für alle Privatpersonen: Wenn wasserhaltige Lebensmittel schimmeln, wie z. B. eine Gurke, sollte man sie besser entsorgen. Zuckerhaltige, konservierte bzw. eingeweckte Lebensmittel sind allerdings deutlich länger haltbar. Die Unterscheidung zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum (häufig bei Reis, Müsli oder Milch) und Verbrauchsdatum (wie bei Fleisch, Fisch, fertige Salate) hilft hier auch: Der Verzehr über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus ist meist unproblematisch, an das Verbrauchsdatum sollte man sich allerdings halten, da sich gefährliche Keime bilden können. Sich auf die eigenen Sinne zu verlassen und grundsätzlich erst mal zu prüfen, bevor etwas weggeworfen wird, ist immer eine gute Herangehensweise.« NICOLE KLASKI GESCHÄFTSFÜHRERIN VON »THE GOOD FOOD« FÜR DIE RETTUNG VON LEBENSMITTELN QUELLEN: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/um weltbundesamt uba bei verkehr und gebaeudenverfehlt deutschland die klimaschutzziele fuer2022 a 295a1774 781d 4e81 9e9d 26afb6d1e890 https://www.greenpeace.de/klimaschutz/klimakrise/ folgen klimawandels GESCHAFFT! 01.2023 · 9 FACETTEN DER NACHHALTIGKEIT
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