Genau mit diesem Thema habe ich mich 2010 beschäftigt und für mich hat sich die Stiftung als stimmigste Lösung herauskristallisiert. Ich habe mir die Frage gestellt, wer oder was den Wert eines Unternehmens generiert – meine Antwort ist ganz eindeutig: die Mitarbeitenden. Zu der Erkenntnis kam noch ein einschneidendes Ereignis, als ich vor 14 Jahren mit meinem Zweitgeborenen im Auto unterwegs war. Mein Sohn fragte mich plötzlich: »Papa, wenn mein Bruder es nicht macht, dann muss ich die Firma übernehmen, oder?« Dieser Moment hat mich zum Nachdenken gebracht und ich habe mich dazu entschieden, zu Lebzeiten eine Nachfolgeregelung mit einer Stiftungslösung umzusetzen. Ich wollte meinen Kindern den »Rucksack« an Erwartungen abnehmen und ihnen die Möglichkeit geben, ihre eigenen Wege zu gehen. Außerdem hatte ich schon immer das Bedürfnis, mich sozial zu engagieren und mit der gemeinnützigen Stiftungslösung konnte ich meine gemeinnützige Arbeit fortsetzen. Mir war es immer wichtig, den Mitarbeitenden auch langfristig eine Perspektive zu geben. Man muss auf jeden Fall Ausdauer haben. Bei uns hat es sechs Jahre gedauert, da die Umsetzung einer Stiftungslösung keineswegs einfach ist, wie ich jetzt weiß. Es gab viele Diskussionen mit dem Finanzamt und letztendlich haben wir uns für eine Zweistiftungslösung entschieden. Unsere Firma elobau hat nun zwei Eigentümer – die Familienstiftung besitzt nur ein Prozent der Anteile, 99 Prozent gehören der gemeinnützigen Stiftung. Wir schütten mindestens 10 % des Gewinns der Gruppe an beide Stiftungen aus, davon bekommt die gemeinnützige Stiftung 99 Prozent und die Familienstiftung ein Prozent. Ich weiß, dass einige Menschen skeptisch sind, wenn es um die Umsetzung einer Stiftungslösung geht. Aber für mich war es wichtig, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die Verantwortung über das eigene Ego stellt. Ich bin froh, dass ich diese Entscheidung getroffen habe und ich hoffe, dass auch andere Unternehmerinnen und Unternehmer sich dafür entscheiden werden, da es für den Fortbestand eines Unternehemens auf jeden Fall vorteilhaft ist, wenn der Wert selbst in einer »neutralen« Position geparkt ist. MICHAEL HETZER, STIFTUNG STATT ZWANGSÜBERNAHME – WIE SCHAFFT MAN EINE NACHHALTIGE UNTERNEHMENSNACHFOLGE FÜR EIN FAMILIENUNTERNEHMEN? MICHAEL HETZER ist Unternehmer und hat das von seinem Vater gegründete Unternehmern elobau übernommen. Das Unternehmen entwickelt und fertigt Sensorik für den Maschinenbau und Fahrzeugsysteme für die Nutzfahrzeugbranche. Im Jahr 2009 beschloss Michael Hetzer, das Unternehmen elobau klimaneutral aufzustellen – dank der breit angelegten Initiative »elobau goes green« arbeitet das Unternehmen seit 2010 klimaneutral und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Heute beschäftigt das Unternehmen mehr als 1.000 Mitarbeitende und ist einer der beliebtesten Arbeitgeber in Europa. GESCHAFFT! 01.2023 · 7 FACETTEN DER NACHHALTIGKEIT MICHAEL HETZER EHEMALIGER GESCHÄFTSFÜHRER VON ELOBAU/ SEIT 2021 VORSITZENDER BEIRAT ENSIAN GROUP
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