WOFÜR LOHNT ES SICH, EINZUSTEHEN? THEMA ÜBERZEUGUNG GESCHAFF T ! 01 . 2022 · GE SCHAF F T-MAGA Z IN . DE SCHAFFRATH IMPULSE FÜR KLUGE LÖSUNGSSUCHER
SCHA F F R AT H I N T ERN Überzeugungen, die wir gerne teilen → S . 20 KUNDENS T IMMEN Welche Überzeugungen leiten Sie in Ihrem Alltag? → S . 22 K LUG E S AUS DER BR ANCH E Pflanzenbasierte Tinte/Hürden bei der Digitalisierung/Recyclebarer Rucksack/Recht§chaffen, die Rechtskolumne → S . 24 G E SCHA F F T BY SCHA F F R AT H Neue Website für thies for work/Neues Whitepaper: CMS Kirby/Carl Hanser Verlag/AppEntdeckung der Ausgabe → S . 26 E I N B L IC K AU F DI E URS ACH EN Die Papierkrise in Zahlen → S . 28 MENSCH EN B E I SCHA F F R AT H Claudia Brummerts Leidenschaftfür Papier → S . 30 8 DOS & DON ’ T S Überzeugende Content Websites → S . 32 ABG E SCHA F F T ! Über Organisationsentwicklung und -kultur → S . 34 WEITERE IMPULSE DIESER AUSGABE WIE ENTSTEHEN ÜBERZEUGUNGEN? Eine verhaltensökonomische Perspektive → S . 4 DER GLAUBE AN DIE EIGENE IDEE Eine Reportage über Durchhaltevermögen, sinnstiftende Ideen, Hingabe und echte Überzeugungen → S . 10 → SCHA F F R AT H _ DE → SCHA F F R AT H . DE Schaffrath bietet allerlei Einblicke auf Instagram und Facebook. DAS GEHEIMNIS DER INNEREN STÄRKE Grundhaltungen und Praktiken zur Stärkung des Immunsystems der Psyche → S . 6 PRAXISTIPP G E S CHA F F T ! 01 . 202 2 · 3
ENTSTEHEN Wir alle kennen Situationen, in denen Menschen so überzeugt von etwas sind, dass sie keine anderen Meinungen zulassen – obwohl diese objektiv betrachtet manchmal mindestens genauso berechtigt wären. Das Spektrum reicht von banalen Alltagsdingen wie der Überzeugung, dass der Lieblingsverein heute das Spiel gewinnen wird, bis hin zu Themen, die ganze Gesellschaften spalten – Verschwörungstheorien oder die Impfbereitschaft als Beispiel. Überzeugungen entspringen unserer Wahrnehmung eines vermeintlich »guten« oder »richtigen« Lebens und leiten uns zu einem bestimmten Handeln. Wer sehr überzeugt von etwas ist, hat häufig wenig Toleranz anderen Perspektiven oder Meinungen gegenüber. Überzeugungen sind sehr subjektiv – sie sind stark mit der Wahrnehmung einer einzelnen Person verknüpft und beeinflussen, wie wir unser Leben führen. Der Artikel zeigt, wie tückisch unsere beiden DenkweisenSystem 1undSystem 2uns manchmal hinters Licht führen. WIE ENTSTEHEN ÜBERZEUGUNGEN? Um die Entstehung von Überzeugungen zu verstehen, geben die über Jahrzehnte durchgeführten Untersuchungen des Psychologen und Nobelpreisträgers Daniel Kahnemann, zusammengeführt in seinem Buch»Schnelles Denken, langsames Denken«, eine spannende Perspektive. Kahnemann unterscheidet zwischen zwei kognitiven Systemen, die bei jedem Menschen vorhanden sind. System 1 ist das schnelle Denken, es arbeitet assoziativ, mühelos und unbewusst. System 2 impliziert das langsame Denken, es handelt überlegt, kontrolliert und ist mit bewussten Abwägungen für die Kontrolle zuständig. Im Zusammenspiel schickt System 1 dauernd Impulse an System 2 und fordert erst seine Hilfe, wenn es ratlos ist und auf etwas stößt, das seinem Weltbild widerfährt. Erst in diesem Moment setzt das bewusste Nachdenken durch System 2 ein. Das Zusammenspiel der beiden Systeme ist eine effiziente Arbeitsteilung, die uns vor Überforderung schützt. Werden die Eindrücke von System 1 durch System 2 unterstützt, werden sie zu Überzeugungen. Die spontanen Impulse von System 1 sind damit der Grundstein für das Entstehen von Überzeugungen. WELCHE IMPULSE SCHLÄGT EINE VERHALTENSÖKONOMISCHE PERSPEKTIVE WIE ABWÄGUNG REFLEXION EMO - T IO N ASSOZIATION UNBEWUSSTSEIN INTUITION ÜBERZEU 4
UNBEWUSSTE BESTÄTIGUNG UNSERER ANSICHTEN. Der Confirmation Bias (»Bestätigungsfehler«) besagt, dass wir unbewusst nur Informationen entsprechend unseres Weltbildes und unserer aktuellen Überzeugung aufnehmen. So sind wir überzeugt, recht zu haben, und werden leicht blind für Gegenteiliges, weil System 1 plausible Argumente für unsere Ansicht findet. Da das System 2 lieber bestätigt als widerlegt, bemerkt es die Fehler häufig nicht, weshalb Kahnemann es auch als den faulen Kontrolleur bezeichnet. Vor allem wenn wir mental ausgelastet sind und weitere Anstrengung vermeiden wollen, werden die Impulse von System 1 schneller unkritisch angenommen. Der Mere-Mosure-Effekt (»Effekt der bloßen Darbietung«) beschreibt den Mechanismus, dass allein die Wiederholung eines beliebigen Reizes zu einer positiveren Einstellung führt. Vielleicht ein Denkanstoß, mal bewusster zu überlegen, welchen Reizen wir uns aktiv immer wieder aussetzen, die in einer Überzeugung münden könnten. WAS BEDEUTET DAS FÜR DIE ENTSTEHUNG VON ÜBERZEUGUNGEN? Überzeugungen entstehen also in diesem dynamischen Zusammenspiel des unbewussten Systems 1 und des bewussten Systems 2, indem sich spontane Impulse verankern. Das für Überwachung verantwortliche System 2 denkt dabei oft, es würde kontrollieren, doch eigentlich ist der Vorgang durch das dominantere und impulsive System 1 gesteuert. Damit handeln wir gar nicht so rational, wie wir oft denken. Es schadet also nicht, die vorgeschlagenen Impulse von System 1 mal doppelt zu hinterfragen. Dafür ist es hilfreich, Dinge öfter mal objektiv zu betrachten, einen Blick über den Tellerrand zu werfen und die eigene Wahrnehmung zu relativieren, indem wir mal andere Perspektiven zulassen. DAS SYSTEM 1 VOR? Wir haben für fast alles, was uns begegnet, ein spontanes Gefühl. Die Assoziationen von System 1 sind, teils angeboren und teils erlernt, geprägt von den Vorlieben und Abneigungen, die unser Weltbild bestimmen. Auch politische Präferenzen entscheiden darüber, welche Argumente uns überzeugen. Die emotionale Komponente spielt ebenfalls eine Rolle für die unbewussten Impulse von System 1. System 2 kann dann darüber entscheiden, ob es die Vorschläge von System 1 annimmt. PLAUSIBLE GESCHICHTEN MACHEN ES LEICHT. Die bewussten Aktivitäten von System 2 erfordern Konzentration und hohe Anstrengung – wir Menschen verfügen aber nur über ein begrenztes Kontingent an Aufmerksamkeit, um das die Aktivitäten von System 2 ringen. Kognitive Anstrengung wird häufig als unangenehm empfunden, weshalb System 2 dazu neigt, nur den nötigsten Aufwand aufzubringen. Unser Gehirn sucht immer eine Bedeutung in Informationen – um die Anstrengung dafür möglichst gering zu halten, glauben wir dem System 1 häufig lieber und Zweifel werden unterdrückt. Damit wir System 1 intuitiv glauben, assoziiert und konstruiert es spontan möglichst plausible Geschichten. Dabei hat es ein tückisches Merkmal: Es kann nicht logisch denken und ist damit anfällig für Fehler und kognitive Verzerrungen. Entscheidend für die Interpretation von System 1 ist der jeweilige Kontext – ist dieser allerdings nicht vorhanden, konstruiert System 1 eine für sich eindeutige Geschichte, ohne dass wir es bemerken. Das System 1 funktioniert nach dem PhänomenWYSIATI (what you see is all there is), das heißt, es konstruiert ausschließlich aus aktuell verfügbaren Informationen eine sinnvolle Geschichte – Qualität oder Quantität der Informationen spielen dabei allerdings keine Rolle. Werden die Eindrücke von System 1 durch System 2 unterstützt, werden sie zu Überzeugungen. KON - TRO LLE SEI N WUS STBEGUNGEN? G E S CHA F F T ! 01 . 202 2 · 5 W I E EN T S T EH EN ÜB ER Z EUGUNG EN?
DIE RASANTE VUCA WELT. Das Leben begegnet uns immer wieder mit besonders herausfordernden Situationen, die sich weder planen noch beeinflussen lassen. Manchmal ist ohne jede Vorwarnung plötzlich alles ganz anders, die Welt verändert sich heute in einem Tempo wie nie zuvor. VUCA – was für volatile (unberechenbar), uncertain (unsicher), complex (komplex) und ambigious (unklar) steht und zunehmend Stress beim Menschen verursacht – ist eine gängige Beschreibung für die Umstände der modernen Welt. DIE SCHEINBARE ENDLOSSCHLEIFE NEUER HERAUSFORDERUNGEN. Die Bandbreite herausfordernder Veränderungen ist groß und reicht von weltbewegenden Themen wie der Coronapandemie oder dem Krieg in der Ukraine bis hin zu ganz persönlichen Dingen, wie Streit, Unzufriedenheit oder dem Verlust einer nahestehenden Person. Aber auch vergleichsweise banale Alltagssituationen, ein ausgefallener Zug oder ein Umzug in eine andere Stadt, können zeitweise sehr herausfordernd sein, für einige Menschen wiederum mehr als für andere. Nicht zuletzt hatten wir bei Schaffrath eine Cyberattacke, die uns ziemlich auf Trab gehalten und eine beträchtliche Summe gekostet hat. Die zunehmende Rohstoffverknappung und steigende Energiepreise kommen uns auch nicht grade zugute, um mal zwei herausfordernde Umstände aus unseren eigenen Reihen zu nennen. DAS GEHEIMNIS DER INNEREN STÄRKE 6
Der BegriffRESILIENZ beschreibt in der Physik die Fähigkeit eines Körpers, sich unter Druck einer äußeren Einwirkung zu verformen und anschließend in die Ursprungsform zurückzugelangen, ähnlich wie eine Sprungfeder. Während manche von Unvorhersehbarkeiten des Lebens völlig aus der Bahn geworfen werden und ihrem Alltag nur noch mühsam nachkommen können, schaffen andere es, zuversichtlicher zu bleiben. Doch woran liegt es, dass wir so unterschiedlich auf Herausforderungen und Veränderungen reagieren? Klar, jeder Mensch hat seine ganz eigene Geschichte und verhält sich nun mal anders. Aber in diesem Kontext gibt es doch eine Fähigkeit, die einem in solchen Momenten in die Karten spielt – die Ausprägung von Resilienz. → G E S CHA F F T ! 01 . 202 2 · 7 R E S I L I ENZ – DA S G EH E IMN I S DER I NNER EN S TÄRKE
Die folgenden Grundhaltungen entscheiden über die Ausprägung von Resilienz eines Menschen. Einige sind bei vielen bereits vorhanden, stärken und trainieren lassen sie sich jedoch alle: 1 . AKZEPTANZ: Wer unbeeinflussbare Dinge akzeptiert anstatt dagegen anzukämpfen, nimmt sich den Wind aus den Segeln, macht sich selbst weniger Probleme und kann so mit mehr Leichtigkeit durchs Leben gehen. Das bezieht sich sowohl auf äußere Lebensumstände, aber auch darauf, sich selbst als Mensch mit seinen eigenen Makeln anzunehmen. 2. BINDUNG: Der Mensch hat ein Grundbedürfnis nach Beziehungen zu anderen Menschen. Soziale Unterstützung in Form eines stabilen Umfelds, auf das man sich im Ernstfall verlassen kann, ist ein zentraler Schutzfaktor im Umgang mit schwierigen Situationen. Empathie spielt in diesem Kontext eine entscheidende Rolle: Wer nachempfinden kann, was andere Menschen fühlen, kann ein tieferes Verständnis aufbringen und stärkere Bindungen aufbauen. 3. LÖSUNGSORIENTIERUNG: Es hilft niemandem wirklich weiter, Probleme bloß breitzutreten ohne dabei nach einer Lösung zu suchen. In stressigen, herausfordernden Situationen ist lösungsorientiertes Handeln entscheidend zur Stärkung der Resilienz – die anvisierte Lösung ist bestenfalls konkret, realistisch, erreichbar und steht im Einklang mit relevanten Werten der eigenen Person und des Umfelds. 4. GESUNDER OPTIMISMUS: Wer mit einer optimistischen Einstellung durchs Leben geht wird von dem Vertrauen geleitet, dass sich alles zum Guten wenden wird, und ist häufiger in der Lage, auch schwierigen Lebenslagen etwas Positives abzugewinnen. Ein zentraler Faktor, um Optimismus zu stärken und negative Denkmuster abzutrainieren, ist das Praktizieren von Dankbarkeit. WAS BEDEUTET ES, RESILIENT ZU SEIN? »Resilienz« stammt vom lateinischen Wort resilire, was übersetzt »zurückspringen« oder »abprallen« heißt. Im Kern meint es die innere Widerstandsfähigkeit bei der Bewältigung von Krisen oder Schicksalsschlägen. Resilienzforscherin Ella Gabriele Amann bezeichnet Resilienz als »das Immunsystem unserer Psyche«. Es beschreibt also eine Art innere Überzeugung, mit der man es schafft, in schwierigen Lebenslagen darauf zu vertrauen, dass alles gut geht – oder zumindest irgendwann wieder gut werden wird. Einen resilienten Menschen lässt also nichts nachhaltig erschüttern und er schafft es, allen Widrigkeiten zum Trotz flexibel und dennoch bei sich selbst zu bleiben. Schon Charles Darwin sagte: »Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste, sondern diejenige, die am besten auf Veränderungen reagiert.« Doch was beeinflusst, wie resilient wir sind? DAS GEHEIMNIS DER INNEREN STÄRKE GELÜFTET. Die gute Nachricht vorweg: Resilienz kann in jeder Lebensphase geübt werden. Sie bildet sich aus einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die zum Teil angeboren, aber zu einem großen Teil trainierbar sind. Die einzelnen Aspekte werden in der wissenschaftlichen Debatte zwar nicht überall gleich bezeichnet, meinen im Kern jedoch das Gleiche. Resilienz kann als das Immunsystem unserer Psyche bezeichnet werden. 8
Aufbauend auf diesen Mindset gibt es drei Praktiken, die durch konsistentes Ausüben die eigene Widerstandsfähigkeit und damit resilientes Verhalten fördern: 1 . SELBSTWAHRNEHMUNG: Mit einer gesunden Selbstwahrnehmung hören wir auf unsere Bedürfnisse, können besser auf uns Acht geben und unseren Zustand leichter verbessern. Achtsamkeit mit sich selbst bedeutet dabei auch, Impulse zu kontrollieren, um selbst gesetzte Ziele zu erreichen. 2. SELBSTREFLEXION: Indem wir uns selbst aus einer Art Vogelperspektive von außen analysieren, lernen wir uns besser kennen. Wer Emotionen als einen Hinweis auf eigene Bedürfnisse versteht, kann das Verhalten besser zum Zweck des eigenen Wohlbefindens steuern. Persönliche Ressourcen können wir effizienter einsetzen, wenn wir sowohl Erfolg als auch Misserfolg realistisch einschätzen und aus Fehlern lernen. 3. SELBSTWIRKSAMKEIT: Mit dem Bewusstsein, dass durch das eigene Handeln aktiv etwas verändert werden kann, liegt der Fokus in Krisen nicht auf Schuldigen sondern auf der Suche nach einem Ausweg. Wer sich an eigene Erfahrungen und Kompetenzen erinnert, hat in belastenden Momenten den Mut, stets auf das eigene Handeln zu vertrauen. ÜBERZEUGEND RESILIENT. Nun haben wir mit dieser »Anleitung« keine Garantie und werden wohl auch nicht von heute auf morgen alle Widerstände problemlos meistern. Doch hilft es, ein Bewusstsein für die relevanten Faktoren zu entwickeln und die eigene Widerstandsfähigkeit zu trainieren – denn resilient zu sein macht in unserer sich stets wandelnden Welt doch vieles leichter und schützt uns vor Überforderung, Burn-out und psychischen Problemen. Also, warum stärken wir nicht unsere Überzeugung für die eigene Gesundheit und ein glückliches Leben und üben uns ein wenig in Resilienz? RESILIENTE PERSÖNLICHKEITEN. Wie vorteilhaftsich Resilienz konkret auswirken kann, zeigen einige bekannte Persönlichkeiten. QUELLEN: www.resilienz-akademie.com/sieben-saeulen-der-resilienz www.business-wissen.de/artikel/ resilienzfaktoren-welche-eigenschaften-haben-resiliente-menschen ICH BIN ICH SAMUEL KOCHbeispielsweise hatte einen schweren Unfall in der ZDF-Sendung »Wetten, das…?« und kann seitdem weder Arme noch Beine bewegen. Seinen Lebensmut hat er trotz allem nie verloren, sich zurück ins Leben gekämpft und ist heute beruflich und privat sehr erfolgreich. JOANNE K. ROWLINGlebte nach dem Ende ihrer Ehe am Existenzminimum und wurde mit »Harry Potter und der Stein der Weisen« zunächst von zwölf Verlagen abgelehnt. Sie gab jedoch nicht auf und wurde in den Jahren danach mit ihrer Buchreihe reicher als die Queen. Außerdem sehr resilient war der ehemalige US-Präsident ABRAHAM LINCOLN, der drei seiner vier Söhne verlor. Er lenkte seinen Schmerz in Motivation und beendete mit der Abschaffung der Sklaverei eine große Krise des Landes. G E S CHA F F T ! 01 . 202 2 · 9 R E S I L I ENZ – DA S G EH E IMN I S DER I NNER EN S TÄRKE
TASSILO VON GRO LMAN JOCHEN REIDEGE LD Kinder bra uchen meh rSch utz vor Missb rauch! ROTERKEIL .NET besteht aus einer Vielzahl von Menschen, die Hand in Hand arbeiten, um dem Verbrechen des Kindesmissbrauchs eine Bewegung entgegenzusetzen. Das Netzwerk bietet Kindern, die von sexuellem Missbrauch betroffen oder gefährdet sind, Hilfe und Schutz. Sie möchten die Anliegen des Roten Keil unterstützen? Spendenmöglichkeiten finden Sie auf: www.roterkeil.net/spenden Seit 1959 strebt MONOdanach, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Designer*innen Produkte zu entwickeln, die keiner Mode folgen, sondern Moden überdauern, Gegenstände zu gestalten, die nicht dekorieren, sondern funktionieren und mit höchstem Anspruch an Verarbeitung, Material und dessen Herkunft hergestellt werden. www.mono.de EASYSOFT entwickelt leistungsstarke HR-SoftwareLösungen für das Ausbildungsmanagement, die Seminarorganisation und die Personalentwicklung. In seinem Buch »WERTvoll in die Zukunft« schreibt Geschäftsführer Andreas Nau über seine persönliche Veränderung. www.easysoft.de ANDREAS NAU Ohne gem einsame Vision ke in Erfolg Tee Verdie nt eine Desig nRevolutio n! e 10
DER GLAUBE AN DIE EIGENE IDEE POTTBURRI ist ein Pflanztopf aus Sonnenblumenkernschalen, einem Abfallprodukt der Lebensmittelindustrie, welcher sich unter den natürlichen Bedingungen in der Erde kompostiert. Als Alternative zum Einweg-Plastiktopf vereinfacht er das Gärtnern, gestaltet es nachhaltig und hinterlässt keinen Plastikmüll. www.pottburri.de »Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft«, »Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg«. Diese und viele weitere bekannte Sprichwörter machen deutlich, dass man etwas zustande bringt, was vorher rational gesehen undenkbar, aussichtslos oder besonders schwierig schien. Oftist dies eng verbunden mit einem besonders positiven und erfüllenden Gefühlszustand. Doch wie erzeugt man so einen Glauben, der Berge versetzen kann? Wie entsteht diese Kraft? Klingt das nicht viel zu einfach, um wahr zu sein? Gibt es eine Art Patentrezept für uns alle? Und was ist überhaupt, wenn man scheitert? Wir machten uns auf die Suche nach Antworten. Wir sprachen mit Menschen aus unterschiedlichen Bereichen und Lebensphasen. Mit Unternehmern, Initiatoren, Gründern und alten Hasen. Eine Reportage über Durchhaltevermögen, sinnstiftende Ideen, Hingabe und echte Überzeugungen. ANTONIA COX Gärtne rn muss Nachha lti ger werden ! G E S CHA F F T ! 01 . 202 2 · 1 1 DER G L AUB E AN DI E E IG ENE I DE E
Man kann sagen, dass die Überzeugung vonANTONIA COX ihr schon in die Wiege gelegt wurde oder besser: in die Schubkarre gelegt wurde. Antonia Cox wuchs quasi in den Gewächshäusern des Blumenhandels auf, den ihr Großvater bereits 1935 gründete und der von der vierten Generation der Familie betrieben wird. Die junge Gründerin des Start-ups POTTBURRI hat die Blume im Blut. In dem beschaulichen Straelen am Niederrhein entwickelt Antonia gemeinsam mit ihrem Bruder Alexander einen biologisch abbaubaren Blumentopf. Eine naheliegende Idee, könnte man denken, aber eine Idee, die in Antonia Zeit zum Wachsen gebraucht hat, damit es eine echte Überzeugung wird. Trotz oder gerade wegen der engen familiären Beziehung zum Blumenhandel wollte Antonia erst mal etwas anderes machen. »Kommunikation & Marketing war mein Thema« sagt sie in unserem Gespräch. Nach erfolgreichem Bachelorabschluss im Bereich angewandte Medien und Job als Marketing-Managerin reifte der Gedanke, etwas Nachhaltiges auf die Beine zu stellen. Die ursprüngliche Idee des Großvaters – ein Blumentopf, den man mit einpflanzen kann – war schlussendlich der ausschlaggebende Punkt und der Anfang einer Achterbahnreise, inklusive Fernsehauftritt mit Millionenpublikum. Bei ANDREAS NAU fängt die Geschichte mit der Idee, ein Unternehmen zu gründen, ähnlich an, auch wenn es sich dabei um die Entwicklung von Ausbildungs- und Weiterbildungssoftware dreht. Doch die echte Überzeugung und der feste Glaube entstehen bei ihm viel später, ausgelöst durch eine handfeste Krise. 2008 steht Andreas Nau als Unternehmer und Privatmann vor dem Abgrund: Nicht nur die Insolvenz schwebt über seiner Softwareschmiede easySoft, auch als Mensch droht er in vielen Lebensbereichen an sich selbst zu scheitern. Der gelernte Lehrer für Pflegeberufe entwientwickelte in den Neunzigerjahren aus der Not heraus eine Datenbank für die Verwaltung der Weiterbildung und Schulung seiner Schüler*innen. Heutzutage gängige Praxis, war es damals noch echte Arbeit, die Daten händisch nachzuhalten. Basierend auf diesen ersten Erfolgen machte sich Andreas Nau 1994 gemeinsam mit zwei Freunden selbstständig und gründete die easySoft GmbH mit dem Ziel, Bildungssoftware für die verschiedenen Branchen zu entwickeln. Es läuft gut bei dem noch jungen Start-up und die Anzahl der Mitarbeitenden und der Umsatz wachsen. Doch dann nimmt das Unheil seinen Lauf. Verträge mit Kunden wurden storniert, Entwicklungen geraten ins Stocken und die Qualität sinkt. Das Betriebsklima ist auf dem Tiefpunkt und das Unternehmen kurz vor der Insolvenz. Nach vielen Überlegungen und Gesprächen mit seiner Frau kommt er zu dem Entschluss, so geht es nicht mehr weiter. Der Frust übers Scheitern ist hoch und nachdem Andreas auch noch das volle Rotweinglas gegen die Wand schmeißt, weiß er: ich steige aus. Am nächsten Tag teilt er dies seinen beiden Freunden und Geschäftsführern mit. Nach der Schockstarre folgen lange Gespräche auf einem Spaziergang und ein gemeinsames Ultimatum: 6 Wochen alles versuchen, sonst hören wir auf. Dass in den folgenden Tagen ein leerer Messestand und ein Seminar alles veränderten, hätte Andreas Nau wohl selbst nicht geglaubt. Der Ursprung der Überzeugungen 1 Gemeinsam aufgewachsen im Gartenbaubetrieb: die Geschwister und Gründer des Unternehmens POTTBURRI, Alexander und Antonia Cox. 2 Die Grundlage eines echten Designklassikers: eine der ersten technischen Zeichnungen der Idee zur Teekanne. 3 Jochen Reidegeld bei seinem damaligen Besuch im Zentrum »Bosco Sevana« in Sri Lanka. Hier erhalten die Kinder Schutz vor Missbrauch und Gewalt. 1 1 2
Als Herbert Seibel, der damalige Geschäftsführer des Besteckproduzenten Mono, und sein Neffe Wilhelm Seibel IV. 1983 den Erfinder TASSILO VON GROLMAN trafen und seine ungewöhnliche Idee in der Hand hielten, waren sie beeindruckt. Dass sie eine der Designikonen und einen echten Verkaufsschlager ihres Unternehmens in der Hand hielten, war ihnen wohl damals noch nicht bewusst. Aber von vorne: Tassilo von Grolman, geboren 1942 in Iserlohn, ist gelernter Maschinenschlosser und studierte an der Hochschule für Gestaltung in Kassel Industriedesign. 1975 gründete er sein Designbüro in Frankfurt am Main für Produkt-, Verpackungs- und Corporate Design. Als passionierter Teetrinker empfand Tassilo von Grolman die damaligen Teezubereitungsarten als keine besonders guten, um die Aromen des Tees zu entfalten. Es gab zum damaligen Zeitpunkt in den 80er-Jahren die bis heute bekannten Teebeutel, Teeeier aus Edelstahl und Baumwollnetze mit einem Drahtgestell, in die man die Teeblätter reindrückt, um diese dann im heißen Wasser ziehen zu lassen. Im Herbst 1980 wurde Tassilo von Grolman zu einem Teeabend eingeladen, um über die Gestaltung und Funktionalität von Teekannen zu referieren. Er musste bekennen, dass für die Zubereitung optimalen Tees eigentlich zwei Teekannen benötigt werden: eine Kanne, in der der Tee aufgebrüht und durch ein Sieb in eine zweite vorgewärmte Kanne geseiht wird. Er machDie Begegnung, dieJOCHEN REIDEGELD als einschneidendes Erlebnis vor Augen hat, ist immer noch präsent, auch wenn es schon über 25 Jahre zurückliegt. Der Moment, der ihn seitdem nicht mehr in Ruhe lässt und als Initialzündung für sein Lebenswerk gilt. Es ist das Jahr 1996 und Jochen Reidegeld ist im Urlaub in Sri Lanka – Ayurveda-Kur. Auf einem Strandspaziergang wird er von den Beachboys angesprochen. Neben touristischen Attraktionen wie Bootstouren bieten sie ihm auch Kinder zur Prostitution an. Jochen Reidegeld traut seinen Ohren nicht und will die Situation nicht wahrhaben. Er hält es kaum für möglich und liegt in seinem Bett und sucht nach Antworten. Als er sich im Zuge seines Urlaubes auf die Suche macht, findet er das Rehabilitationszentrum der Salesianer Don Boscos. Dort erfährt er von dem Leid der sexualisierten Gewalt an Kindern. In einem Gespräch mit einem betroffenen Jungen über seinen Leidensweg begreift der Pfarrer in der Tiefe, was für ein schreckliches Verbrechen Kindesmissbrauch darstellt und dass es wirklich existiert. In unserem Interview schildert er die Situation: »Niemals werde ich jene Angst, Wut und Verletztheit vergessen, die aus den Worten, den Augen und dem ganzen Körper dieses Kindes sprach.« Er weiß, er muss etwas dagegen tun und will vor Ort unterstützen. Dass dies der erste Schritt auf dem Weg zur Gründung eines umfangreichen Netzwerkes für Kinderrechte und Kindeswohl ist, ist ihm damals nicht bewusst. te sich eigenständig, ohne Auftrag eines Kunden, an die Entwicklung der idealen Teekanne und änderte damit die Teezubereitung grundlegend. Die Idee war es, das Sieb nahezu so groß zu machen wie die Kanne, um den Teeblättern mehr Raum zur Entfaltung ihres Aromas zu geben. Mit dieser Idee und einem ersten Prototyp war sein Feuer entfacht, die Teezubereitung zu revolutionieren und die Welt mit seiner Idee zu begeistern. Sein Erfolg ließ jedoch noch einige Jahre auf sich warten. Womit seine Überzeugung für die Richtigkeit seiner Idee auf eine harte Probe gestellt wurde. 2 3 G E S CHA F F T ! 01 . 202 2 · 1 3 DER G L AUB E AN DI E E IG ENE I DE E
Nach dem Ultimatum der 3 Freunde zur Rettung des eigenen Unternehmens easySoft, war ANDREAS NAU noch nicht viel schlauer, wie sie das auch wirklich schaffen sollten. 2 Wochen später findet eine Messe statt, eine Teilnahme eigentlich sinnlos, da die Entwicklung der dort präsentierten Software nicht rechtzeitig fertig wurde. Aber Andreas und seine Kollegen fahren trotzdem hin, die Standmiete war schon bezahlt. Auf der Messe versorgten sie die umliegenden Stände mit Kaffee, denn viele Besucher gab es nicht an ihrem Stand. Andreas schaute die ganzen Messetage auf den Stand des Gabal Verlags. Ein Buch erregte besonders seine Aufmerksamkeit: Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer. »Als ob in einem Buch erklärt werden könnte, wie man Erfolg hat«, dachte sich Andreas süffisant. Am Ende der Messetage durfte er sich am Stand des Gabal Verlags ein Buch aussuchen – der Kaffee hatte wohl Eindruck gemacht. Welches Buch Andreas mitnahm, lag wohl auf der Hand. Und wie der Zufall es will, kann er nicht aufhören zu lesen. Bis um 4 Uhr in der Nacht liest er und schöpft neue Hoffnung. Nicht alles, was er dort liest, löst seine Probleme, aber es weckt Neugierde in ihm und er fragt sich, was ist meine Vision? Wo will ich in 30 Jahren stehen? In den kommenden Wochen macht er sich auf die Suche nach Antworten. Er bucht sich ein Seminar über Motive und Werte im Leben. Er definiert, was für ihn wichtig ist und informiert seine beiden Geschäftspartner. Gemeinsam entwickeln sie die Vision für easySoft. Auch bei ANTONIA COX läuft am Anfang nicht alles nach Plan. Die Idee, einen biologisch abbaubaren Blumentopf zu entwickeln, ist genial, die Umsetzung gar nicht so einfach. Es wird mit Papiertöpfen experimentiert, aber die Töpfe sind nicht robust genug. Nach einer längeren Entwicklungsphase ist die Lösung endlich da. Gemeinsam mit dem Unternehmen Golden Compound ist ein Topf auf Basis von gemahlenen Sonnenblumenschalen entstanden, der zu 100 % biologisch abbaubar ist. Ab jetzt wird richtig getestet. Hält der Topf stand? Wie ist es bei den automatisierten Gartenbetrieben? Und wie lange braucht der Topf, um sich zu zersetzen? »Es war echt ein stetiges Auf und Ab.«, so beschreibt es Antonia. Aber 2018 ist es so weit und die ersten 1.500 Töpfe laufen beim Pflanzentopfproduzenten Osko übers Band. Der Anfang ist gemacht bei dem jungen Start-up und durch die hervorragenden Kontakte zu den Gartenbaubetrieben, Zwischenhändlern und zum stationären Handel nimmt das Geschäft schnell Fahrt auf. Nachhaltigkeit ist damals schon im Trend. 2019 werden schon über 750.000 Töpfe verkauft, das Produkt funktioniert. Aber wenn Antonia und ihr Bruder Alex auf die Zahlen der Branche schauen, wissen sie, es ist noch ein langer Weg. Denn in Deutschland werden pro Jahr ca. 500 Millionen Töpfe in Umlauf gebracht. Ein Haufen Plastik. Aller Anfang ist schwer. 1 Sport, Natur und Gespräche mit seiner Frau helfen Andreas Nau bei der Reflexion über die eigenen Visionen und Pläne. 2 Zusammen mit ihrem Bruder Alex setzt Antonia Cox die Idee in die Realität um. 3 Tassilo von Grolmans Designkonzept kommt in die Produktion. 4 Das Netzwerk wächst – Kontakte im Sport helfen dabei, die Überzeugung von Jochen Reidegeld zu teilen. 1 2 14
Dass eine gute Idee nicht automatisch zu einem Goldesel wird, muss auchTASSILO VON GROLMANam eigenen Leib erfahren. Nach der Fertigstellung des Prototyps wurde er bei den großen Herstellern von Haushaltswaren vorstellig und stellte sein Produkt begeistert vor. Seine Idee will niemand von den Branchengrößen produzieren. »Tee wird doch nur im Krankenhaus getrunken«, ist die damalige Meinung. Doch Tassilo von Grolmann hört nicht auf, an seine Idee zu glauben, trotz unzähliger Absagen. Und so landet er bei dem Besteckhersteller Mono. Gegründet wurde das seit 2015 unter Mono GmbH firmierende Unternehmen bereits 1895 von Wilhelm (dem Ersten) Seibel als Metallwarenfabrik in Mettmann. Die Mono Manufaktur ist heutzutage ein Sonderling in einer Branche, die geprägt ist von Produktionen aus Asien. Bei Mono wird bis heute an traditionellen Herstellungsverfahren festgehalten und hochwertige Materialien und Designs stehen im Mittelpunkt. Vielleich auch deshalb stößt die Idee der Teekanne von Tassilo von Grolman auf offene Ohren. Sie fanden die Idee echt charmant und waren offen, es als Experiment auszuprobieren. Die nächsten Jahre waren geprägt von der technischen Entwicklung zu einem echten Serienprodukt. Es gab viele Herausforderungen, besonders das Glas für die Teezubereitung. Dieses Glas musste hitzebeständig und stabil sein. Die Lösung: Industrieglas. Das nächste Problem: Die Abnahmemenge 30.000 pro Produktionstag bei den Glasproduzenten. Viel zu große Summen für ein Produkt, was sich noch nicht auf dem Markt bewiesen hat. Aber der Verkaufsverantwortliche vom Mainzer Glashersteller Schott lässt sich überzeugen und gibt dem Produkt eine Chance, ohne auf den riesigen Abnahmemengen zu beharren. Eine Überzeugung, die von mehreren geteilt wird, kann echt Geschwindigkeit aufnehmen. Für JOCHEN REIDEGELD, sind die schrecklichen Erlebnisse in Sri Lanka immer noch präsent, auch nach seinem Urlaub. Trotz des fordernden Alltags als Pfarrer will er vor Ort in Sri Lanka Hilfe leisten. Durch sein gutes Netzwerk findet er schnell einen Unterstützerkreis und die Arbeit beginnt als Verein »Bosco Sevana«. Doch in der intensiven Beschäftigung mit dem Thema fällt auf, Sri Lanka ist nur ein Mosaikstein. Überall auf der Welt gibt es Kinderhandel und sexualisierte Gewalt. Für Jochen Reidegeld ist es präsenter denn je. Er will helfen und das nicht nur in Sri Lanka, sondern auch hier vor Ort. Er will verhindern, dass Kinder zu Opfern werden. Er findet auf Anhieb viele Menschen, die ehrenamtlich helfen wollen. Der Gründungsort Olfen, eine Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen im Kreis Coesfeld. Auch ein starker Name für die Mission war schnell gefunden: Roter Keil. Der Name stammt vom Symbol des Vereins, welches einen roten Keil zeigt, der einen schwarzen Block des Wegschauens aufbricht. Der Rote Keil lebt von den Menschen, die sich nicht abwenden und die persönlichen Gespräche führen. Aber trotzdem braucht es Aufmerksamkeit, um auch Spenden zu sammeln und mehr Kindern zu helfen. Als begeisterter Fußballfan und Trainer einer C-Jugendmannschaft des VFL Senden, knüpfte Reidegeld damals Kontakte zu BVB-Pressesprecher Josef Schneck. Der zeigte sich von dem, was ihm von Jochen Reidegeld geschildert wurde, so beeindruckt, dass er ihm seine Unterstützung zusagte. Neben dem ehemaligen Teamchef Rudi Völler, Dieter Kürten und Marcel Reif setzten sich auch die BVB-Profis Lars Ricken, Fredi Bobic und später Roman Weidenfeller und Sebastian Kehl für die Ziele ein. Doch trotz der Aufmerksamkeit und der gestiegenen Spenden wurde das Thema sexualisierte Gewalt an Kindern noch größer, denn gegenüber der Anfangszeit des Vereins verschlimmert sich die Lage durch die Machenschaften, die über das Internet laufen, immer weiter. 3 4 G E S CHA F F T ! 01 . 202 2 · 1 5 DER G L AUB E AN DI E E IG ENE I DE E
Dass der Erfolg manchmal auf sich warten lässt, konnten die Manufaktur und der Designer TASSILO VON GROLMANam eigenen Leib erfahren. Die Serienproduktion der Teekanne Mono lief 1983 an und am Ende des Jahres wurden 800 Teekannen verkauft. Trotz des eher enttäuschenden Ergebnisses glaubten alle Beteiligten weiter an den Erfolg und verfolgten stoisch mit Überzeugung das Ziel. Der große Erfolg kam 10 Jahre später und machte die Teekanne zu einem echten Verkaufsschlager mit über 1 Million Teekannen im Markt. In den besten Jahren verkauften sich über 50.000 Stück pro Jahr. Die Teekanne wurde zu einem echten Designklassiker mit vielfachen Auszeichnungen – von Kassel bis New York ist sie Teil von Sammlungen der modernen und angewandten Kunst. Auch finanziell machte sich das Durchhaltevermögen für Tassilo von Grolman bezahlt. Es zeigt, manchmal muss man an die gute Idee glauben, auch wenn es mal länger braucht. ANTONIA UND ALEX sind mit ihrem Start-up noch lange nicht am Ziel, des langen Weges sind sie sich bewusst. 2020 erhalten sie einen Anruf, den man durchaus als Glücksgriff bezeichnen kann. Die Produktion von »Die Höhle der Löwen« des Senders Vox möchte das Start-up POTTBURRI in der Sendung haben. Eine Chance, die man sich nicht entgehen lassen kann. In der Show werben Start-ups, Erfinder und Unternehmensgründer um Kapital zum Wachstum ihres Unternehmens. Sie stellen ihre innovativen Geschäftskonzepte den »Löwen« vor und bieten ihnen dafür Geschäftsanteile. Mehr als 2 Millionen schauen regelmäßig zu. Die Geschwister überzeugen und bekommen einen Deal. In der Sendung sichert sich der Löwe Ralf Dümml 20 % der Anteile für 150.000 €. Ausgestrahlt wurde die Sendung im April 2021 und über 5 Millionen Kontakte werden mit der Marke POTTBURRI und dem nachhaltigen Blumentopf bespielt. Ein Riesenhebel für die beiden Gründer. Es wird ein eigener Onlineshop gelauncht und die Pflanzen im POTTBURRI sind im Teleshopping der Renner. Ende des Jahres sind es mehr als 3 Millionen verkaufte Blumentöpfe. Ein guter Meilenstein, sagt Antonia. Es gibt aber noch viel zu tun. Mitarbeiter werden eingestellt, die die Überzeugung der beiden Gründer teilen. Aber Antonia ist es wichtig, dass jeder so arbeitet, wie es ihm Spaß macht. Denn jeder darf die Überzeugung so leben, wie er es mag. Durchhalten für echten Erfolg. 1 Heute schon ein Designklassiker und Teil zahlreicher Sammlungen – auch dank der nachhaltigen Überzeugung von einer Idee. 2 Einfacher geht es nicht. Die Pflanzen werden mit Blumentopf in die Erde eingegraben. 3 Gemeinsame Werte schweißen zusammen, davon ist Andreas Nau überzeugt. Die nächsten Schritte seiner Vision hat er dabei immer im Blick. 4 Jochen Reidegeld auf der Feier des 20-jährigen Jubiläums seines Netzwerks. 1 2 16
Als ANDREAS NAU und seine Geschäftspartner ihre Vision und ihre Werte entwickelt haben, sehen sie endlich Licht am Ende des Tunnels. Sie definieren 3 Grundwerte für das Unternehmen: »Wir wollen wissentlich das Beste geben, aber wir wissen, nobody’s perfect.«, »Wir sind füreinander miteinander da.« und »Lernt dazu und bringt es ins Unternehmen ein.« Mit diesen Werten und der Vision für eine gemeinsame Zukunft gehen sie auf die Mitarbeiterschaft zu und präsentieren. 4 Personen gehen, 10 Personen bleiben und wollen den Weg mitgehen. Das Unternehmen fasst neuen Mut, Aufbruchstimmung ist überall zu spüren. Die gemeinsame Vision ist greifbar und in allen Büroräumen zu spüren. Auch Andreas Nau merkt eine Überzeugung bei sich wachsen. Auch die finanziellen Probleme werden gelöst. Wie? Durch einen überzeugenden Auftritt und einem klaren Plan können die Geschäftsführer eine neue Finanzierung bei der Bank erreichen. In der Folge entsteht ein Zukunftsorganigramm, das für alle Mitarbeiter sichtbar ist. Das Ziel: transparent zu zeigen, wie die Organisation in 5 Jahren aussieht und wo die Entwicklungspotenziale jedes Einzelnen liegen. Es gibt regelmäßig Meetings und Abstimmungen. Alle Mitarbeitenden arbeiten in Workshops an ihren persönlichen Werten und Visionen. So wächst das Unternehmen zum Ende des Jahres um 30 %. Seitdem läuft es bei easySoft, im Schnitt wächst das Unternehmen um 17,1 % pro Jahr und über 100 Menschen arbeiten dort. Fachkräftemangel? Bei easySoft das Gegenteil. Es gibt eine Warteliste von Bewerbern. Und natürlich entwickeln alle neuen Mitarbeitenden in Workshops ihre persönlichen Visionen und Werte. Natürlich ist nicht alles rosarot und auch bei easySoft gibt es Wachstumshürden und auch mal unzufriedene Stimmen. Übrigens, Andreas Nau hat in seinem Büro eine riesige Mindmap aufgehängt. Dort hat er seine Ziele und Schritte manifestiert, sowohl fürs Unternehmen als auch privat – denn eine Vision und ein Plan können die Welt verändern. Das vertritt Andreas mit Überzeugung und die Erfolge geben ihm Recht. JOCHEN REIDEGELD und das Netzwerk Roter Keil kämpfen gegen Windmühlen. Über 16.000 Fälle sexueller Gewalt an Kindern verzeichnete die Polizei in Deutschland im vergangenen Jahr. Doch trotz dieser unfassbaren und schwierigen Aufgabe, wird das Netzwerk des Roten Keils immer größer. Ehrenamtliche in Städten wie Bottrop, Münster oder Oldenburg arbeiten vor Ort mit. In der Folge werden die Strukturen professioneller und auch an der Kommunikation wird gearbeitet. Er hat eine Organisation geschaffen mit vielen Mitstreitern, die seine Hoffnung und Vision einer sicheren Welt für Kinder teilen. Über 100 Ehrenamtliche und weitere Aktive mit prominenter Unterstützung setzen sich von Herzen für Jungen und Mädchen ein, die von sexueller Gewalt und/ oder Ausbeutung betroffen sind und generieren wichtige Spendengelder. Auch die Zahlen sind beeindruckend und machen deutlich, was damals aus dem wichtigen Impuls »Ich muss helfen« hervorgegangen ist. Allein im Jahr 2021 wurden mehr als 287.000 € an Projektpartner ausgeschüttet. Es wäre einfach gewesen nur die Augen vor den Problemen zu verschließen, aber nicht für Jochen Reidegeld. Aus einer tiefen Überzeugung kann Gutes entstehen. Das beweist die Geschichte des Roten Keils eindrucksvoll. Und Jochen Reidegeld, könnte man meinen, kann sich nun zurücklehnen, aber von wegen. Er hat die Aktion Hoffnungsschimmer mit ins Leben gerufen. Die Aufgabe: Hilfe vor Ort bei den christlich jesidischen Flüchtlingen in der Türkei und im Nordirak. Menschen in Not zu helfen, ist seine Lebensaufgabe. FAZIT: Die Überzeugung kann keine Wunder bewirken, aber sie kann einem echte Kraftgeben und lässt einen Höhen und besonders Tiefen durchstehen. Überzeugungen entstehen manchmal über Nacht und manchmal dauert es Jahre, bis man siefindet. Besonders gut sind Überzeugungen, die man teilen kann und durch Menschen weitergetragen werden. Die Überzeugung lässt einen weitergehen, wo andere aufgeben. Ohne die Überzeugung würde uns etwas fehlen, da sind sich alle sicher. 3 4 G E S CHA F F T ! 01 . 202 2 · 17
Überzeugungen können subjektive Geschmacksfragen sein, sie können aber auch allen objektiven Erkenntnissen widersprechen. In unserer nicht ganz ernst gemeinten Arena lassen wir sie gegeneinander antreten, indem wir die Anzahl der Googletreffer zu verschiedenen Aussagen vergleichen1. »DIE ERDE IST FLACH« 16.100 1 Suchanfragen über www.google.com am 11.05.2022 – und die von Google ausgegebenen ungefähren Ergebnisse. Die Balkendiagramme sind jeweils innerhalb eines Gegensatzpaares proportional zueinander. »ELVIS LEBT« »KLIMAWANDEL GIBT ES NICHT« »WIR SCHAFFEN DAS NICHT« »ES GIBT KEIN LEBEN NACH DEM TOD« »MC DONALDS IST BESSER ALS BURGER KING« »DER MENSCH STAMMT NICHT VOM AFFEN AB« »CORONA GIBT ES NICHT« »SCHAFFRATH SCHAFFT KEINE KLUGEN LÖSUNGEN« 43.800 10.100 121.000 6.270 4 2.330 28.900 0 1 8
»DIE ERDE IST RUND« 28.200 »ELVIS IST TOT« »KLIMAWANDEL GIBT ES« »WIR SCHAFFEN DAS« »ES GIBT EIN LEBEN NACH DEM TOD« »BURGER KING IST BESSER ALS MCDONALDS« »DER MENSCH STAMMT VOM AFFEN AB« »CORONA GIBT ES« »SCHAFFRATH SCHAFFT KLUGE LÖSUNGEN« 4.080 26.500 675.000 33.500 10 3.300 92.800 565 G E S CHA F F T ! 01 . 202 2 · 19 ÜB ER Z EUGUNGS AR ENA
Als Alexander Gerst von seiner Weltraummission zurückkam, betonte er in einer Pressekonferenz, dass Raumfahrt von Teamarbeit lebt und ein Astronaut nur so erfolgreich sein kann, wie das Team dahinter. Wir bei Schaffrathfliegen zwar nicht regelmäßig zum Mond, aber trotzdem geben wir jeden Tag unser Bestes. Solche Bestleistungen können unter anderem nur gelingen, wenn jede und jeder Einzelne aus Überzeugung einen Teil zu den Ergebnissen beiträgt. Aus diesem Grund haben wir uns selbst gefragt, was sind bei uns im Unternehmen Überzeugungen, die wir gerne teilen würden und uns zu dem machen, was wir sind. »Ich bin Überzeugungstäterin, wenn ich von etwas selbst nicht überzeugt bin, kann ich es nicht gut bewerben, umso einfacher fällt es mir, wenn es um ein Thema oder Produkt geht, von dem ich überzeugt bin. Gerade in meiner Ausbildung zur Mediengestalterin zu Beginn meines Berufslebens habe ich schnell gemerkt, wie sehr mich die Tätigkeit ausfüllt. Die Vielfalt des Berufes und das Gefühl, selbst ein schönes, hochwertiges Produkt entwickelt oder an einem solchen mitgewirkt zu haben, machte mich schnell süchtig. Die Ausbildung neuer Mediengestalter*innen macht mir viel Freude und ich versuche meine Begeisterung für den Beruf weiterzugeben.« CHRISTINA GESSE, DigitalMedien VERTRETE, WOVON DU ÜBERZEUGT BIST ÜBERZEUGUNGEN, DIE WIR GERNE TEILEN 20
»Aus Überzeugung tue ich vor allem Dinge, egal ob beruflich oder privat, hinter denen ich stehe und die mir Spaß bereiten. In meiner Freizeit zählt dazu unter anderem meine Tätigkeit als Schwimmtrainerin einer Nachwuchsmannschaft.« FRAUKE THIMM, DruckMedien »Ich versuche aus jedem Tag das Bestmögliche für alle Beteiligtenrauszuholen. Wenn ich von einer Sache oder einer Tat überzeugt bin, gibt es mir die Sicherheit, dies auch mit positivem Ausgang umzusetzen.« RAMONA HELFRICH, DruckMedien »Bei meinen Entscheidungen folge ich meinem Herzen, sowohl im Privaten wie auch im Beruflichen. Ich finde, eine Balance zu finden zwischen dem Kopf und dem Herzen, ist nicht immer leicht, aber zwingend notwendig, wenn man gute Entscheidungen treffen möchte.« RAMONA TERLINDEN, DruckMedien »Ungern gebe ich mich im beruflichen Alltag mit einem Standardprozedere zufrieden und vor allem nicht für lange Zeit. Daher probiere ich gerne neue Herangehensweisen oder Methoden aus, die Schaffrathneue Wege eröffnen oder Prozesse leichter machen.« DANIEL FAETS, DruckMedien »Ich bin der festen Überzeugung, dass Authentizität der Schlüssel zu allemist – egal, ob private oder berufliche Erfüllung. Ich weiß aus Erfahrung, dass es nichts bringt, sich verbiegen zu wollen oder in eine vermeintliche Norm zu passen. Das ist nicht leicht, im Grunde ist es eine Lebensaufgabe, aber diese Investition in sich selbst lohnt sich. Mit dieser Überzeugung starte und beende ich jeden einzelnen Tag.« KATHARINA MÜLLER, DigitalMedien »Ich bin davon überzeugt, dass einPerspektivenwechsel oft der Schlüssel zum Erfolg ist. Privat gehe ich regelmäßig bouldern. Dort geht es darum, künstliche Kletterwände zu erklimmen. Oftmals ist es dabei so, dass der zunächst eindeutig erscheinende Routenverlauf nicht immer der beste ist. Ein Wechsel der Perspektive verhilft oft dazu, einfachere Wege zum Ziel zu finden. Diese Herangehensweise lässt sich für mich auch gut in den beruflichen Alltag einbinden, um die Interessen der Kunden/Anwender besser zu verstehen und gemeinsam den besten Weg zu finden.« LARS KOSMAN, DigitalMedien WECHSLE DEINE PERSPEKTIVE TU, WAS DIR SPASS BEREITET HOLE DAS BESTE AUS JEDEM TAG SEI WIE DU BIST HÖRE AUF DEIN HERZ VERLASSE AUSGETRETENE PFADE G E S CHA F F T ! 01 . 202 2 · 2 1 ÜB ER Z EUGUNG EN B E I SCHA F F R AT H
Diese Frage haben wir Menschen gestellt, denen wir vertrauen und von denen wir täglich lernen: unseren Kunden! LEI TEN SIE IN IHREM ALLTAG ? WELCHE 22
ICH G L AUBE F ES T DAR AN , DASS WI R ERFOLGRE ICHER UND G LÜCKL ICHER ARBE I T EN , WENN WI R UNS NICHT VERB I EGEN MÜSS EN . Daher arbeite ich mit meinem Team nicht nur auf einer abgestimmten Wertebasis, sondern stelle auch nur noch wertebasiert ein. Komplementär in den Fähigkeiten, aber sehr einig in der Art und Weise der Zusammenarbeit. Es macht den Aufbau eines Teams viel schwieriger, es ist aber so viel nachhaltiger. K ATHAR INA WOL F F STRIVE Publishing GmbH, Herausgeberin STRIVE MAGAZINE NUR WENN EIN MUSIKER SEIN INSTRUMENT MIT DER RICHTIGEN ÜBERZEUGUNG SPIELT, ENTFALTET ES SEINE WIRKUNG. Und nur dann entfaltet die Musik eine Wirkung beim Zuhörer. Und genau darum geht es. Technische Fähigkeiten werden zur Nebensache. Die Emotionen treten in den Vordergrund. So gilt es für viele Bereiche: Bin ich von einer Sache überzeugt, ist die Hälfte des Weges schon geschafft. JAN SCHÜR INGS Deutscher Teckelklub 1888 e. V., Geschäftsführer ICH TUE NICHT VIELES AUS REINER ÜBERZEUGUNG, ABER ICH ARBEITE DARAN, MEINEN ÖKOLOGISCHEN FUSSABDRUCK ZU MINIMIEREN. Unsere Ressourcen sind endlich und ich bin der festen Überzeugung, dass jeder im privaten Bereich einen Beitrag zu einer nachhaltigen Welt beitragen kann. Das eigene Handeln und das Konsumverhalten zu hinterfragen, leitet mich bei dieser Aufgabenstellung. Es geht nicht darum, sein Leben auf den Kopf zu stellen, sondern darum, in kleinen Schritten etwas für sich zu bewegen. ANI K G INE T S ERVA I S WA Media GmbH, Anzeigen/Abonnement/Office/Produktion G E S CHA F F T ! 01 . 202 2 · 23 UNS ER E KUNDEN ÜB ER ÜB ER Z EUGUNG
EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG IM BEREICH DER PFLANZENBASIERTEN TINTE Der international tätige Hersteller von digitalen Bürokommunikationssystemen, Produktionsdrucksystemen sowie von Digital- und Kleinbildkameras, Ricoh, hat eine biologisch abbaubare, schnell trocknende und geruchsfreie Tinte auf Pflanzenbasis entwickelt, die zu mehr Nachhaltigkeit im Akzidenz- sowie im Verpackungsdruck führen soll. Ricohhat diese pflanzenbasierte Tinte, die die ölbasierte Tinte ablösen soll, zusammen mit dem Gerätehersteller Olbrich für den Bereich des Dekordrucks entwickelt. Besonderes Augenmerk wurde auf die Abriebfestigkeit und ein verbessertes Absetzverhalten auf brauner und weißer Wellpappe sowie auf Karton gelegt. Durch die Verwendung von Pflanzenöl, welches porenreiche Materialien durchdringen und das Pigment nahe der Oberfläche halten soll, reduziert sich der Energieverbrauch, denn durch den Prozess entfällt das Trocknen der Farbe. Darüber hinaus werden im Produktionsprozess keine Monomere verwendet, sodass die Tinte geruchsneutral und lebensmittelecht ist. Ein weiterer positiver Effekt pflanzlicher Tinte ist, dass sie im Gegensatz zu wasserbasierten Tinten keine Biozide zur Konservierung benötigt. Um die Produktion mit pflanzlichen Tinten einfacher und nachhaltiger zu gestalten, sollen die Druckköpfe bei der Verwendung von pflanzlichen Tinten leichter zu reinigen sein und seltener verstopfen, da sie länger offen sind. Außerdem soll ein niedriger Tintenverbrauch die gleiche optische Dichte mit 50 % weniger Tinte gewährleisten. Auch das Entfernen von Druckfarben soll sich einfacher gestalten und damit den Papierrecyclingprozess unterstützen. Die letzten 2 Jahre der Pandemie haben gezeigt, dass die Digitalisierung unaufhaltbar voranschreitet und richtig genutzt einen echten Mehrwert für Unternehmen darstellen kann. Trotzdem haben viele mittelständische Unternehmen noch ihre Probleme mit der rasanten Entwicklung der digitalen Kommunikation. Infolge der Digitalisierung halten 81% der Befragten einer YouGov-Studie im Auftrag von IONOS zum Thema Digitale Kommunikation die Präsenz und Auffindbarkeit ihres Unternehmens für den größten Nutzen. 46 % halten es für wichtig, ihre Sichtbarkeit im Internet zu erhöhen und für 72 % steht die Umsatzsteigerung und ein moderner Gesamteindruck im Vordergrund. Einen positiven Nebeneffekt sehen 75 % in der Neukundengewinnung durch digitale Kanäle. Dennoch scheint sich der Einsatz von digitalen Lösungen zur Kommunikation rückläufig zu entwickeln. Per Newsletter oder Mailing informieren 36 % der Befragten ihre Kunden, während es 2021 noch 54 % waren. Die Unternehmenswebsite bleibt weiterhin ein wichtiger Bestandteil und wird von 63 % genutzt. Darüber hinaus verfügen 29 % über einen Onlineshop, der im Vergleich zum Vorjahr nun einen Aufschwung von fast 5 % erlebt hat. Obwohl viele mittelständische Unternehmen erkannt haben, dass die Digitalisierung die Zukunft sichert, gibt es immer noch große Hürden, die sich für 48 % der Befragten in den anfallenden Kosten und für 46 % im Zeitmangel widerspiegeln. Gefolgt von der Unsicherheit bezüglich der Sicherheit und des Datenschutzes (39 %), stellt mangelndes Know-how für 37 % der Befragten die größte Digitalisierungsbremse dar. Bei 24 % scheitert es schlichtweg am Interesse. AN FA L L ENDE KOS T EN Z E I TMANG E L S ICH ERH E I T & DAT ENSCHU T Z MANG E L NDE S KNOW-HOW F EH L ENDE S I N T ER E S S E 46% 3 9% 37% 24 % 4 8 % KLUGESAUS DER BRANCHE KOSTEN UND ZEITMANGEL – HÜRDEN DER DIGITALEN KOMMUNIKATION FÜR MITTELSTÄNDISCHE UNTERNEHMEN 24
EINE INNOVATION IM 3D-DRUCK: DER ERSTE VOLLSTÄNDIG RECYCELBARE RUCKSACK VON VAUDE Der Produzent von Bergsportausrüstung und Outdoorbekleidung Vaude, hat einen weiteren großen Entwicklungsschrittin Richtung Kreislaufwirtschaftgemeistert und einen Prototypen des ersten vollständig recycelbaren Rucksacks aus TPU-Monomaterial mit speziellem Schweißverfahren und mit einem 3D-gedruckten Rückenpanel entwickelt. Die 3D-Druck-Technologie ermöglicht ein extrem leichtes Rückensystem, wobei die Wabenkonstruktion des Rückenpads für maximale Stabilität bei geringstem Materialeinsatz sorgt. Die leichte und offene Struktur erzielt zudem eine optimale Belüftung und erreicht durch verschiedene Härtegarde sowie unterschiedliche Strukturen eine optimierte Druckverteilung. Durch das Design, das Monomaterial, die Schweißtechnologie und die neuartige 3D-Druck-Rückenkonstruktion ist der Rucksack erstmals komplett kreislauffähig und somit vollständig recycelbar. Die Verwendung des sortenreinen thermoplastischen Kunststoffs (TPU) ermöglicht schnelles und einfaches recyceln ohne aufwendiges Trennen, da alle NichtTPU-Teile leicht abzunehmen sind. ▶ KOMP L E T T MADE I N G ERMANY Klimafreundlich durch die Recyclingfähigkeit, aber auch durch Regionalität: Design, Entwicklung und Produktion finden in Deutschland statt – in Zusammenarbeit mit dem 3D-DruckExperten OECHSLER aus Bayern. »Ist Google Analytics bald in der EU verboten?« Die österreichische Datenschutzbehörde hat entschieden, dass die Nutzung von Google Analytics auf einer Website rechtswidrig ist. Hintergrund ist eine Beschwerde der NGO »noyb« von Max Schrems, dem bekannten Datenschutzaktivisten. Er geht aktuell mit weiteren 100 Beschwerden in fast allen EU-/EWR-Staaten gegen den Webanalysedienst vor. Diesen haben viele Websitebetreiber eingebunden, um das Nutzerverhalten detailliert zu analysieren. Das rechtliche Problem: Der Dienst erhebt eine Menge »personenbezogener Daten« der Websitebesucher, selbst wenn die IP-Adresse anonymisiert wird. Damit gilt die DSGVO. Und der wird der Dienst nach Ansicht der Österreicher nicht gerecht. Denn die sogenannten Standardvertragsklauseln, auf die sich Unternehmen bei der Datenübermittlung in die USA stützen, reichten nicht. Aus demselben Grund, aus dem der EuGH das transatlantische Abkommen »Privacy Shield« gekippt hat: US-Behörden könnten nach lokalen Gesetzen auf die Daten von EU-Bürgern zugreifen. Sollten weitere Datenschutzbehörden oder gar der EuGH der Auffassung der Österreicher folgen, könnte das den gesamten Datenverkehr zwischen der EU und den USA ins Wanken bringen. Es sei denn, Präsident Biden ändert die USGesetze und/oder erzielt mit der EU einen neuen Kompromiss. Christian Solmeckeist Anwalt und gefragter Experte für Internet- und Medienrecht, Autor, ehemaliger Journalist und WDR-Moderator. RECHT§CHAFFEN – DI E R ECH T S KO LUMNE – G E S CHA F F T ! 01 . 202 2 · 25
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