Geschafft! 01.2022

Als Herbert Seibel, der damalige Geschäftsführer des Besteckproduzenten Mono, und sein Neffe Wilhelm Seibel IV. 1983 den Erfinder TASSILO VON GROLMAN trafen und seine ungewöhnliche Idee in der Hand hielten, waren sie beeindruckt. Dass sie eine der Designikonen und einen echten Verkaufsschlager ihres Unternehmens in der Hand hielten, war ihnen wohl damals noch nicht bewusst. Aber von vorne: Tassilo von Grolman, geboren 1942 in Iserlohn, ist gelernter Maschinenschlosser und studierte an der Hochschule für Gestaltung in Kassel Industriedesign. 1975 gründete er sein Designbüro in Frankfurt am Main für Produkt-, Verpackungs- und Corporate Design. Als passionierter Teetrinker empfand Tassilo von Grolman die damaligen Teezubereitungsarten als keine besonders guten, um die Aromen des Tees zu entfalten. Es gab zum damaligen Zeitpunkt in den 80er-Jahren die bis heute bekannten Teebeutel, Teeeier aus Edelstahl und Baumwollnetze mit einem Drahtgestell, in die man die Teeblätter reindrückt, um diese dann im heißen Wasser ziehen zu lassen. Im Herbst 1980 wurde Tassilo von Grolman zu einem Teeabend eingeladen, um über die Gestaltung und Funktionalität von Teekannen zu referieren. Er musste bekennen, dass für die Zubereitung optimalen Tees eigentlich zwei Teekannen benötigt werden: eine Kanne, in der der Tee aufgebrüht und durch ein Sieb in eine zweite vorgewärmte Kanne geseiht wird. Er machDie Begegnung, dieJOCHEN REIDEGELD als einschneidendes Erlebnis vor Augen hat, ist immer noch präsent, auch wenn es schon über 25 Jahre zurückliegt. Der Moment, der ihn seitdem nicht mehr in Ruhe lässt und als Initialzündung für sein Lebenswerk gilt. Es ist das Jahr 1996 und Jochen Reidegeld ist im Urlaub in Sri Lanka – Ayurveda-Kur. Auf einem Strandspaziergang wird er von den Beachboys angesprochen. Neben touristischen Attraktionen wie Bootstouren bieten sie ihm auch Kinder zur Prostitution an. Jochen Reidegeld traut seinen Ohren nicht und will die Situation nicht wahrhaben. Er hält es kaum für möglich und liegt in seinem Bett und sucht nach Antworten. Als er sich im Zuge seines Urlaubes auf die Suche macht, findet er das Rehabilitationszentrum der Salesianer Don Boscos. Dort erfährt er von dem Leid der sexualisierten Gewalt an Kindern. In einem Gespräch mit einem betroffenen Jungen über seinen Leidensweg begreift der Pfarrer in der Tiefe, was für ein schreckliches Verbrechen Kindesmissbrauch darstellt und dass es wirklich existiert. In unserem Interview schildert er die Situation: »Niemals werde ich jene Angst, Wut und Verletztheit vergessen, die aus den Worten, den Augen und dem ganzen Körper dieses Kindes sprach.« Er weiß, er muss etwas dagegen tun und will vor Ort unterstützen. Dass dies der erste Schritt auf dem Weg zur Gründung eines umfangreichen Netzwerkes für Kinderrechte und Kindeswohl ist, ist ihm damals nicht bewusst. te sich eigenständig, ohne Auftrag eines Kunden, an die Entwicklung der idealen Teekanne und änderte damit die Teezubereitung grundlegend. Die Idee war es, das Sieb nahezu so groß zu machen wie die Kanne, um den Teeblättern mehr Raum zur Entfaltung ihres Aromas zu geben. Mit dieser Idee und einem ersten Prototyp war sein Feuer entfacht, die Teezubereitung zu revolutionieren und die Welt mit seiner Idee zu begeistern. Sein Erfolg ließ jedoch noch einige Jahre auf sich warten. Womit seine Überzeugung für die Richtigkeit seiner Idee auf eine harte Probe gestellt wurde. 2 3 G E S CHA F F T ! 01 . 202 2 · 1 3 DER G L AUB E AN DI E E IG ENE I DE E

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=