Geschafft! 01.2022

Man kann sagen, dass die Überzeugung vonANTONIA COX ihr schon in die Wiege gelegt wurde oder besser: in die Schubkarre gelegt wurde. Antonia Cox wuchs quasi in den Gewächshäusern des Blumenhandels auf, den ihr Großvater bereits 1935 gründete und der von der vierten Generation der Familie betrieben wird. Die junge Gründerin des Start-ups POTTBURRI hat die Blume im Blut. In dem beschaulichen Straelen am Niederrhein entwickelt Antonia gemeinsam mit ihrem Bruder Alexander einen biologisch abbaubaren Blumentopf. Eine naheliegende Idee, könnte man denken, aber eine Idee, die in Antonia Zeit zum Wachsen gebraucht hat, damit es eine echte Überzeugung wird. Trotz oder gerade wegen der engen familiären Beziehung zum Blumenhandel wollte Antonia erst mal etwas anderes machen. »Kommunikation & Marketing war mein Thema« sagt sie in unserem Gespräch. Nach erfolgreichem Bachelorabschluss im Bereich angewandte Medien und Job als Marketing-Managerin reifte der Gedanke, etwas Nachhaltiges auf die Beine zu stellen. Die ursprüngliche Idee des Großvaters – ein Blumentopf, den man mit einpflanzen kann – war schlussendlich der ausschlaggebende Punkt und der Anfang einer Achterbahnreise, inklusive Fernsehauftritt mit Millionenpublikum. Bei ANDREAS NAU fängt die Geschichte mit der Idee, ein Unternehmen zu gründen, ähnlich an, auch wenn es sich dabei um die Entwicklung von Ausbildungs- und Weiterbildungssoftware dreht. Doch die echte Überzeugung und der feste Glaube entstehen bei ihm viel später, ausgelöst durch eine handfeste Krise. 2008 steht Andreas Nau als Unternehmer und Privatmann vor dem Abgrund: Nicht nur die Insolvenz schwebt über seiner Softwareschmiede easySoft, auch als Mensch droht er in vielen Lebensbereichen an sich selbst zu scheitern. Der gelernte Lehrer für Pflegeberufe entwientwickelte in den Neunzigerjahren aus der Not heraus eine Datenbank für die Verwaltung der Weiterbildung und Schulung seiner Schüler*innen. Heutzutage gängige Praxis, war es damals noch echte Arbeit, die Daten händisch nachzuhalten. Basierend auf diesen ersten Erfolgen machte sich Andreas Nau 1994 gemeinsam mit zwei Freunden selbstständig und gründete die easySoft GmbH mit dem Ziel, Bildungssoftware für die verschiedenen Branchen zu entwickeln. Es läuft gut bei dem noch jungen Start-up und die Anzahl der Mitarbeitenden und der Umsatz wachsen. Doch dann nimmt das Unheil seinen Lauf. Verträge mit Kunden wurden storniert, Entwicklungen geraten ins Stocken und die Qualität sinkt. Das Betriebsklima ist auf dem Tiefpunkt und das Unternehmen kurz vor der Insolvenz. Nach vielen Überlegungen und Gesprächen mit seiner Frau kommt er zu dem Entschluss, so geht es nicht mehr weiter. Der Frust übers Scheitern ist hoch und nachdem Andreas auch noch das volle Rotweinglas gegen die Wand schmeißt, weiß er: ich steige aus. Am nächsten Tag teilt er dies seinen beiden Freunden und Geschäftsführern mit. Nach der Schockstarre folgen lange Gespräche auf einem Spaziergang und ein gemeinsames Ultimatum: 6 Wochen alles versuchen, sonst hören wir auf. Dass in den folgenden Tagen ein leerer Messestand und ein Seminar alles veränderten, hätte Andreas Nau wohl selbst nicht geglaubt. Der Ursprung der Überzeugungen 1 Gemeinsam aufgewachsen im Gartenbaubetrieb: die Geschwister und Gründer des Unternehmens POTTBURRI, Alexander und Antonia Cox. 2 Die Grundlage eines echten Designklassikers: eine der ersten technischen Zeichnungen der Idee zur Teekanne. 3 Jochen Reidegeld bei seinem damaligen Besuch im Zentrum »Bosco Sevana« in Sri Lanka. Hier erhalten die Kinder Schutz vor Missbrauch und Gewalt. 1 1 2

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